Daily Perry #100 – Ein Interview mit Lars Bublitz

"To boldly go, where no Perry has gone before..." Einhundert Tage Daily Perry

Glückwunsch Lars, Dein Daily Perry hat es jetzt auf einhundert Beiträge in den letzten hundert Tagen gebracht.

Danke für den Glückwunsch!

Was hat Dich auf die Idee zu einem regelmäßigen PERRY RHODAN-Cartoon gebracht – und dann auch noch täglich, sieben mal die Woche?

Das habe ich eigentlich gar nicht geplant. Es ist einfach so passiert. Nach dem ersten Daily Perry sind mir immer wieder Ideen zu weiteren Cartoons gekommen, die ich dann gleich umgesetzt habe. Als es dann soweit kam, dass ich die Ideen aus Zeitgründen nur noch hinkritzeln konnte, habe ich beschlossen den Perry Cartoon fortan täglich zu bringen.

Beeinflusst hat mich dabei auch das Buch “The Daily Zoo” von Chris Ayers, dass mir meine Frau zu Weihnachten geschenkt hat.

Über die Konsequenzen habe ich dabei überhaupt nicht nachgedacht. Es ist schwer rational zu erklären. Ich musste es einfach tun. Bisher habe ich meine kreative Energie immer in enge Bahnen gelenkt. Beim Daily Perry jedoch folge ich einfach meinen Ideen und tue was mir mein Gefühl sagt. Einzige Bedingung: es muss unterhaltsam sein.

Das Ganze regelmäßig im Web und über die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter zu veröffentlichen, war von Anfang an die Idee?

Ja das war von Anfang an meine Idee. Da ich für meine Risszeichnungen auch eine eigene Facebook-Seite habe, bot sich das ja an. Es ist die Interaktion mit den Facebook-Nutzern, die die Cartoons kommentieren, die mir wirklich gut gefällt. Manche Themen wie z. B. der Fellaktivator wären ohne die Kommentare bei Facebook nie entstanden.

Im Gegensatz zu den Risszeichnungen, von denen ich ja höchstens 2 bis 3 Stück pro Jahr mache gibt es beim Daily Perry viel mehr zu posten.

Der erste Daily Perry ist ja im Grunde genommen kein Daily Perry sondern ein Cartoon, mit dem ich erklären wollte was ein Risszeichner ist. Als ich dann im PERRY RHODAN-Forum die Frage “Wo ist Atlan?” sah und die Lösung dazu zeichnete war der erste offizielle Daily Perry geboren.

Ist täglich nicht tödlich? Am Anfang war ich schon skeptisch, wie Du einen täglichen Cartoon das durchhalten willst. Wie machst Du das?

Jeden Tag einen Daily Perry zu machen, das ist keine Herausforderung! Als kreativer Mensch ein stabiles Leben zu führen (schließlich habe ich Frau und Kinder) das ist die eigentliche Herausforderung! Die [aktuellen] Daily Perrys habe ich noch vor meinem Herbsturlaub bis zur Nummer 102 fertig gemacht. D.h. letzte Woche habe ich immer zwei Daily Perrys am Tag gemacht. Also – geht doch!

Es hilft natürlich, wenn man seine Umgebung beobachtet und selbst bei den einfachen Dingen des Alltags überlegt wie diese im Daily Perry Universum aussehen könnten. Auch spreche ich viel mit meiner Frau über meine Ideen zu neuen Cartoons und im Dialog ergeben sich dann wieder weitere neue Ideen. Insbesondere die “Miniserien” mit zwei bis drei Cartoons zum selben Thema entstehen oft auf diese Weise. Kommentare auf Facebook sind eine weitere Quelle, die mich zu neuen Ideen anregen. Es gibt aber auch Leute, die mir direkt Ideen z. B. per Mail zusenden.

Langsam kristallisieren sich spezielle eigene Daily Perry Meme wie z. B. das Hamstern der Osram-Glühlampen durch Deinen Perry heraus; andererseits bist Du oft tagesaktuell mit den Ereignissen in unserem Universum. Wann entscheidet sich, was Du am nächsten Tag bringst?

Tagesaktuelle Themen bringe ich nur dann, wenn mir auch etwas Witziges dazu einfällt und das Thema sich dazu eignet. Die Darstellung von Sex und Gewalt ist dabei tabu. Aber man kann harte Themen ja auch auf hintergründigere Weise angehen und durch den Humor entschärfen.

Das Hamstern der Glühbirnen zieht sich inzwischen wie ein roter Faden durch das Daily Perryversum. Es werden mit der Zeit noch weitere dazukommen. Die Yps-Hefte mit den Urzeitkrebsen, Raider und Drei-Wetter-Taft haben es ja auch schon in die Daily Perry Welt geschafft.

Wie zeichnest Du die Cartoons? Format, Stifte, digitale Nachbearbeitung? Verfügst Du schon über vorgefertigte digitale Schablonen Deiner Figuren, die Du nur noch geringfügig anpasst?

Ich skizziere die Daily Perrys mit Bleistift in ein A5-Heft, das immer griffbereit in meiner Nähe auf weitere Eingebungen wartet. Allerdings schaffe ich es manchmal nicht bis zum Skizzenheft, dann muss auch ein Kugelschreiber und ein Notizblatt reichen.

Wenn ich mehrere Ideen auf einmal habe skizziere ich sehr grob. Das ist dann für Aussenstehende kaum zu erkennen. Ich nenne es mal “Grafisches Steno”. Es hilft mir mein Gedächtniss zu entlasten, damit die nächsten Ideen nicht zu lange warten müssen. Nichts ist schlimmer, als einen wirklich witzigen Daily Perry zu vergessen, weil das Kurzzeitgedächtnis nur 7 Plätze frei hat und ein Telefonanruf oder der Paketbote Deine Aufmerksamkeit einfordert.

Dann scanne ich die Skizze mit 300 dpi als Graustufenbild ein und zeichne am Computer den Cartoon fertig. Ich arbeite unter dem Betriebssystem Ubuntu mit der Software MyPaint und Gimp.

Anfangs habe ich für jeden Cartoon alles wieder neu gezeichnet. Das ist überwiegend immer noch so. Allerdings habe ich inzwischen z. B. für Perrys Büro eine Vorlage.

Als Risszeichner für PERRY RHODAN sind Deine Arbeiten mit am technisch fortgeschrittensten; Du erstellst quasi virtuelle Schnittmodelle mit allen Details als 3D-Objekte und renderst von einem von Dir gewählten Blickwinkel eine am Ende die fast wieder wie gezeichnet wirkende Risszeichnung aus. Ist “Daily Perry” für Dich der Kontrast zur langwierigen und fummeligen RZ-Arbeit?

Absolut! Obwohl ich Zeichentablet und Computer benutze zeichne ich ja meine Handskizzen nach. Oft fallen mir dabei noch Kleinigkeiten ein, die ich dann mit in den Daily Perry aufnehme. So unterscheidet sich der endgültige Cartoon also immer von der Skizze und das Zeichnen am PC bringt mir dadurch noch zusätzlichen Spaß. Dadurch ist auch das “Osram-Thema” entstanden. Denn ich hasse es ja zwei Dinge auf die gleiche Weise zu tun.

Mir wird schnell langweilig. Und – nun ja – die eigene Bleistiftskizze nochmal abzuzeichnen, ist schon so ein langweiliger Moment, der durch die Osram-Kiste, die ich dem Perry dann unter den Arm klemme entschwindet.

Wie sind die Reaktionen der PERRY RHODAN-Fans auf Daily Perry? Und wie ist das Feedback von Seiten der PR-Redakteure?

Also ich kann nur etwas zu den Reaktionen auf Facebook sagen, da die dortigen Nutzer sehr aktiv sind. Die Meisten reagieren sehr positiv und lassen sich von der Welt des Daily Perry einfangen. Und das sind nicht alles nur eingefleischte PERRY RHODAN-Fans.

Am meisten beeindruckt mich immer wieder, wie die Leute eigene Ideen entwickeln oder darüber diskutieren, wie es in der jeweiligen Situation, die im Cartoon dargestellt wird weitergehen könnte. Auch gibt es viele Vorschläge, was Perry neben den Osram-Glühbirnen noch so alles in seinem geheimen Vorratslager horten könnte.

Es gibt aber auch Leute, die den Humor der Daily Perrys nicht verstehen oder teilen. Der Daily Perry Humor ist eben nicht jedermans Sache.

Von der PERRY RHODAN-Redaktion und den Autoren (zumindest denen die auf Facebook aktiv sind) gibt es bisher nur positive Reaktionen. Wenn ich ehrlich bin habe ich bei der Redaktion bisher nie direkt nachgefragt. Das steht noch auf meiner Liste. Von der PERRY RHODAN himself jedenfalls teilt bisher täglich den Daily Perry.

Wie geht es in den nächsten Wochen und Monaten mit Daily Perry weiter?

Es ist verrückt. Inzwischen existiert eine komplette Daily Perry Welt in meinem Kopf und Perrys Abenteuer gehen immer weiter …

Allein die Reisen durch das aufblasbare Instant-Portal in fremde Universen (z. B. das Star Wars-Universum) eröffnen ungeahnte Möglichkeiten.

Ich bin übrigens seit 25 Jahren ein Fan der PERRY RHODAN-Serie. Und so entfalten die Daily Perrys nur dann ihre volle Humorkraft wenn man sich im Grunde eben nicht über PERRY RHODAN lustig macht.

Nur in dem Spannungsverhältnis zwischen dem ernsthaften Held der PERRY RHODAN-Hefte und den absurden Situationen, in die sich mein Perry immer wieder bringt liegt die Kraft der Daily Perrys.

“To boldly go, where no Perry has gone before…”

Danke schön, Lars für dieses E-Mail-Interview zu Daily Perry #100 und viel Spaß für die nächsten Wochen und Monate mit den gesitern, die Du gerufen hast.

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30 Jahre PERRY RHODAN-Risszeichner™

Meine Bewerbung fürs PERRY RHODAN-Profi-Risszeichner-Team im Jahre 1982: Kombi-RZ in A1 mit Experimental-Kugelraumer und Satelliten-Plattform im Vordergrund, nie vollendet.

Vorgestern vor 30 Jahren, am Samstag, den 16. Oktober 1982, bin ich quasi offiziell ins Team der ‘professionellen’ Risszeichner der PERRY RODAN-Serie aufgenommen worden. Zumindest habe ich die Einladung zu einem Risszeichner-Treffen bei PR-Exposé-Autor Willi Voltz in Heusenstamm – vermittelt durch Günter Puschmann – als einen solchen Ritterschlag empfunden.

Kurz erwähnt hatte ich dieses für mich so einschneidende Treffen schon in meinem Post zu Jürgen Rudigs RZ EXCALIBUR “Rudig Reloaded.” 30 Jahre wie 1 Tag [1]. Mit drei Veröffentlichungen von Leser-RZs in PR und ATLAN-Leserkontaktseiten und meiner Mitarbeit im “Rißzeichner-Club Deutschland” (RZCD) war ich bei Willi schon mehr oder weniger wohlgelitten. [2] Die oben gezeigte freie Arbeit einer Kombinations-RZ in zwei unterschiedlichen Maßstäben in Hinter- und Vordergrund hätte absolutes Neuland im Bereich der RZs geboten und zeigte unter dem Einfluss der Wirkung des Redhorse-Jägers [3] einen deutlichen Entwicklungssprung zu meinen Amateur-RZs bis dato.

Das ganze DIN A1-Blatt wäre hier schwer zu erkennen gewesen, deshalb die zwei getrennten Scans vom selben Bogen. Ein Click auf die hinterlegte HiRes-Version und Reinzoomen lohnt! Einige werden die spätere Verwendung der Satelliten-Plattform in der Datenblattreihe Die Explorerflotte des Solaren Imperiums Folge 2 “Wartungskommando der EX-4323/C-2 und interstellare Beobachtungs- und Messplattform” (PR IV 535) wieder erkennen. Die Kugelraumerzelle oben – damals unter heftigen Einfluss der Arbeiten von Paul Gillon in Die Schiffbrüchigen der Zeit – habe ich noch nie öffentlich gemacht.

Zurück zum RZ-Treffen vom 16. Oktober 1982 in Heusenstamm. Da die eigenen Erinnerungen so täuschen können, habe ich einen anderen Zeugenbericht dazu ausgemacht. Heiner Högel schrieb in der von ihm verantworteten Ausgabe des Rißzeichnerjournals des RZCD 10/82 auf den Seiten 2 und 3:

“Am 16. 10. [1982] trafen sich einige Rißzeichner bei Willi Voltz in Heusenstamm. Gekommen waren Günter Puschmann, Oliver Scholl, Hans Knößlsdorfer, Heinz Haßfeld, Gregor Sedlag, Jürgen Rudig und meine Wenigkeit. Willi hatte von Seiten des Verlags Walter A. Fuchs mitgebracht. Unser vordringliches Anliegen war zunächst die leidige Honorarfrage.

Die derzeitige Honorarspanne bei PR bewegt sich zwischen 150 DM für [Datenblätter] und 350 DM für Spitzen-RZs. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, während wir für die ATLAN-Serie durchsetzen konnten, daß künftig statt des bisherigen (lächerlich geringen) Pauschalhonorars je nach Qualität der RZs auch mal etwas mehr gezahlt wird. Insgesamt aber wird das Honorarniveau bei ATLAN immer deutlich unter dem der PR-Serie liegen, da die Auflagen zahlen doch zu unterschiedlich sind.

Das Problem mit den Nachdruckhonoraren ist jetzt auch geklärt: Willi wird in halbjährigen Abstand an alle betroffenen Rißzeichner einer Liste aller RZ-Veröffentlichungen innerhalb der Rhodan-Auflagen II bis IV verschicken. Daraus kan dann jeder Zeichner selbst ablesen, ob und wieviel Nachdrucke es im letzten Jahr von ihm gegeben hat. Für jeden Nachdruck darf er dem Verlag 50 DM in Rechnung stellen.

Am vierten RZ-Sammelband, der im Herbst 1983 erscheinen wird, werden die PR-Rißzeichner in irgendeiner Form beteiligt werden (außer durch die RZs natürlich!). Möglicherweise wird Willi die ein- und überleitenden Texte zu den einzelnen Kapiteln von jeweils einem Zeichner gestalten lassen. Das Titelbild könnte von Oliver Scholl kommen.

Ein Appell Willis an alle: Zeichnet mehr über Themen der Alltagstechnik! Auch in den DBs ist dafür sicherlich Platz.

Ich selbst habe Willi den Vorschlag für eine größere technologische Neuerung in der PR-Handlung gemacht, d. h. es wird eigentlich keine neue Technologie, sondern ein neuartiger Einsatz vorhandener Technologien angestrebt. Es geht darum, die Aufgaben, die bisher von oberflächengebundenen Raumhäfen erfüllt wurden, zukünftig auf weltraumgestützte Einrichtungen zu übertragen.

Damit möchte ich einem über 1000 Bände lang praktizierten Unfug aufräumen: Die in der PR-Serie beschriebenen Bodenstarts und Atmosphärenmanöver der Raumschiffe würden die betroffenen Planeten und deren Gashüllen im Nu ruinieren! Schon der Start eines 100-m-Kreuzers in der üblichen Manier reichte aus, einen halben Ozean zu verdampfen. Die physikalischen Größen, die man nach einer geeigneten Rechnung erhält, haben wirklich Weltuntergangscharakter.

Deshalb sollen künftig alle größeren Raumschiffe – zumindest im Normalfall – aus den Atmosphären verbannt werden, was natürlich die Einrichtung großer Orbitstationen erforderlich macht, über die der Warentransport zur Planetenoberfläche beispielsweise durch Transmitterbrücken erfolgen könnte.

Die Details der Angelegenheit stehen allerdings noch lange nicht fest. Willi hat mir quasi freie Hand gegeben, ein brauchbares Konzept zu entwickeln, das er dann evtl. ab PR-Band 1200 in die Serie einbringen will. Ich könnte mir vorstellen, daß vielleicht der eine oder andere unter euch eigene Vorstellungen und Ideen zu diesem Thema hat. Daraus ließe sich bestimmt ein Diskussionspunkt für den Con beim Gregor machen.”

Dieser Con fand dann auch im November des gleichen Jahres in meinem Elternhaus statt, aber das ist dann vielleicht schon wieder eine andere Geschichte.

Im Webarchiv des RZJ [4] sind einige der RZCD-internen Ausgaben aus der Frühzeit zu finden, die hier zitierte Ausgabe von Heiner Högel it noch nicht darunter.

[1] PHUTURAMA: “Rudig Reloaded.” 30 Jahre wie 1 Tag
[2] Perrypedia: Gregor Sedlag: Leserrisszeichnungen
[3] PHUTURAMA: “Alles nur ein Spaß?” – 30 Jahre Redhorse-Jäger. Ein Interview mit Jürgen Rudig
[4] RZJ – Das Rißzeichnungsjournal

 

“Stahlorchidee” vs. “Iron Orchid”

Inspiration oder Konspiration – Name und Formelemente von Slavinskys "Iron Orchid" korrespondieren mit dem Design der "Solaren Residenz"

Dies ist der Beginn einer seltsamen Detektivgeschichte über Inspiration, Konspiration oder bloßen Zufall. Da ich weiß, wie oft Vorbilder als Trigger für eigenständige Arbeiten fungieren, dachte ich, ich hätte hier einen Scoop gelandet – und die geheimen Quellen zur Gestaltung der “Solaren Residenz” [1] enthüllt.

Beim Rumsurfen bin ich irgendwann einmal auf Dan Slavinskys Blog findingslav – A Series of Drawings from the End of Time Bartlett, London 2010 [2] gestoßen, in dem neben anderen faszinierenden an Lebbeus Woods erinnernde Illustrationen auch eine “Iron Orchid” [3] abgebildet ist, die mir als Vorlage für die “Solare Residenz” gedient zu haben scheint, die in der PERRY RHODAN-Serie sogar vom terranischen Volksmund als “Stahlorchidee” bezeichnet wird.

Gerade da die “Solare Residenz” in der aktuellen ‘klassischen’ PR-Serie ein wichtiger Handlungsschauplatz ist, wollte ich hier einen schönen Post aus der Reihe “Inspired by…” bringen. Doch es kam anders.

Da die Illustrationen Dan Slawinskys Architektur-inspiriert sind (obwohl viele utopisch-technische Gestaltungselemente dort zu bewundern sind), galt meine Frage sofort Risszeichner und Architekten Günter Puschmann, ob er sich vielleicht damals beim Risszeichnungsposter [4] für den PR-Jubiläumsband 2000 zusammen mit Georg Joergens und Oliver Johanndrees (1998/1999) von Dan Slavinsky beeinflussen ließ.

Aber Günter, den ich daraufhin angeschrieben hatte, hat dies klar verneint. Die Entwürfe zur “Solaren Residenz” sind eigenständig entstanden und die Bezeichnung “Stahlorchidee” wurde von PR-Autor Robert Feldhoff geprägt.

Also vielleicht ein klarer Hinweis, dass PERRY RHODAN – die “größte SF-Serie” – nicht nur Einflüsse aus dem weiten Feld der Phantastik aufnimmt, sondern auch anderen eine Inspirationsquelle ist – und das nicht erst in unserer Gegenwart, wie ich demnächst einmal zur Diskussion stellen werde.

[1] Perrypedia: Solare Residenz
[2] findingslav – A Series of Drawings from the End of Time Bartlett, London 2010
[3] findingslav: “Iron Orchid”
[4] RZ-Journal: “Die Solare Residenz” von Georg Joergens, Oliver Johanndrees und Günter Puschmann

“Rudig Reloaded.” 30 Jahre wie 1 Tag

EXCALIBUR und Mini-RZ-Mash-up als Generationenprojekt? Diese zwei Rudig-RZs trennen 30 Jahre nicht.

Knapp ein halbes Jahr ist es her, dass auf dem PERRY RHODAN-WeltCon Jürgen Rudig als Überraschungsgast auf der Bühne des Panels  “Space Design” – Die Risszeichner und ihr Bild vom Perryversum [1] saß und einiges vom Werdegang eines RZ-Avantgardisten erzählte. Auch nach dem WeltCon ist der Kontakt nicht abgebrochen. Und was ich insgeheim erhofft hatte, ist auch eingetreten: Jürgen Rudig hat nach 30 Jahren “Kreativpause” wieder mit dem Risszeichnen begonnen!

Für die Präsentation zum “Space Design”-Panel hatte Jürgen mir ein relativ unscharfes Digitalfoto einer seiner damals nicht verschwundenen oder zerstörten unveröffentlichten Risszeichnungen geschickt – als weltexklusives Schmankerl dem Anlass angemessen: Die RZ der EXCALIBUR, die in irgendeiner Kiste die 80er, 90er und die Jahrtausendwende überlebt hatte!

Für mich war die EXCALIBUR allerdings ein kaum erhofftes Wiedersehen. Denn ich kannte diese RZ noch aus  einem Vorstadium ohne Fond und ohne die starken Kontrastierungen, die Jürgen in Anlehnung an seine letzte veröffentlichte Auftragsarbeit bei PERRY RHODAN, das Raumschiff der Namenlosen (PR 1123) [2], gesetzt hat. Nachhaltig beeindruckt hatte mich diese Arbeit beim Risszeichner-Treffen bei Willi Voltz in Heusenstamm im Oktober 1982. Ihr visueller Stil war zu dieser Zeit noch eher eine konsequente Weiterentwicklung des Siganesischer Spezialkreuzer der USO (PR-Magazin 4/1980-Poster) [3] bzw. der hochartifiziellen ‘mœbiuesken’ Innenillustrationen der Willi-Voltz-Fortsetzungsgeschichte Das Weltraumteam [4] (als Supplement im PR-Magazin).

Selbst wenn ihr euch in die obige Abbildung in der hochauflösenden Version gebt, werdet ihr den unglaublich detaillierten Reichtum dieser RZ eher nur erahnen können. Ohne die heutige starke Kontrastierung wirkte die EXCALIBUR damals auf den ersten Blick eher wie eine abstrakte Textur. Erst langsam wurde ich von den Formen und Details in diese Zeichnung hineingezogen. Ich habe den damaligen am Treffen teilnehmenden Redaktionsleiter (und heutigen VPM-Verlagsleiter) Walter A. Fuchs noch im Ohr, dem dies für eine Risszeichnung zu weit ging. Für mich fing es hier erst an.

(more…)

“Space Design” – Die Risszeichner und ihr Bild vom Perryversum

"Experimentalraumschiff PHOENIX" oder wie ich sie heute nenne: "Der irre Ständer". Vor 31 Jahren beim ersten WeltCon in Mannheim habe ich diese RZ weniger als phallographisches Manifest denn als eine Fingerübung in Rasterfolien-Semimanifestation verstanden. Dank an Oliver Scholl!

PERRY RHODAN ist im Gegensatz zu Star Trek oder Star Wars ein vorrangig literarisch geprägtes Science-Fiction-Universum. Dennoch durchzieht den graphischen Auftritt des Perryversums ein einzigartiges “Look & Feel”, welches auch dem Uneingeweihten signalisiert, hier nicht irgendeiner beliebigen, sondern der “größten SF-Serie” zu begegnen.

Welche sind aber diese prägenden Bausteine einer “visuellen DNA” des PERRY RHODAN-Universums? Wie haben sie sich über fünfzig Jahre hinweg herausgebildet? Werden sie Bestand haben? Sind es die typischen Kugelraumer, die schnittigen Space-Jets oder die multifunktionalen Shifts? Sind es der Mausbiber Gucky, die weißblonden Mähnen der Arkoniden oder ein doppelköpfiger Zünder-Mutant? Ist es das langjährige Wirken Johnny Brucks, im Verbund mit den einzigartigen Werken der ersten Risszeichnergeneration um Rudolf Zengerle, Ingolf Thaler und Bernhard Stoessel oder haben erst ihre Nachfolger diese Gestaltungsprinzipien verstanden, verstetigt und fortentwickelt?

Das Phänomen der “Risszeichnung” in der PERRY-RHODAN-Serie ist unter den besonderen Bedingungen des Ökosystems “Heftromanserie” in den 60er Jahren zur Blüte gekommen. Die PR-Risszeichnungen sind einzigartig fanatstischen Genre selbst und sind eines der herausragenden Alleinstellungsmerkmale der Serie selbst geworden. Auch wenn “spekulative Technikillustrationen” im Rahmen populärwissenschaftlicher Magazine immer auch eine techno-utopische Aussage beinhalteten, war es die einzigartige institutionelle Einbettung der Risszeichnungen als einem die Handlungswelt vertiefenden und beglaubigenden Romanheft-Extra, das sich über die PERRY RHODAN-Serie hinaus als eine eigenständiges ästhetisches Illustrationsgenre emanzipiert hat. Erst heute im Zeitalter der bildmächtigen globalisierten SF-Imperien gibt es Vergleichbares – und teilweise Besseres – in anderen SF-Welten zu bewundern. Was kann die Risszeichnung heute noch für die PERRY RHODAN-Serie leisten?

Auf Einladung von Klaus N. Frick moderiere ich am Samstagnachmittag, 1. Oktober 2011, 16 Uhr die Veranstaltung Space Design – Die Risszeichner und ihr Bild vom Perryversum [1] im Musensaal des Kongresszentrums Rosengarten in Mannheim.

Auf dem Podium sind PERRY RHODAN-Autor und nebenberuflich offizieller “Risszeichnerversteher” Hubert Haensel [2], Lars Bublitz [3] als Vertreter der aktuellen 3D-Risszeichner-Generation sowie Oliver Scholl [4], der vor über 30 Jahren mit dem Risszeichnen begann und heute als Production Designer für große Hollywood-Produktionen arbeitet – aber auch weiterhin für PERRY RHODAN Titelillustrationen verfertigt.

PHUTURAMA-Überraschungsgast ist Jürgen Rudig [5], der die Gelegenheit des WeltCons 2011 zum Anlass genommen hat, nach beinahe drei Jahrzehnten wieder Kontakt zum Perryversum aufzunehmen. Nachdem er vor einigen Wochen hier im Interview auf PHUTURAMA [6] einiges zum Werdegang des umstrittenen Abfangjäger der neuen “Redhorse”-Baureihe verraten hat, werde ich ihn am Samstag fragen, wie er als Nicht-PR-Fan überhaupt zum Risszeichnen gekommen ist.

Ich bin froh, dass das Thema Risszeichnungen damit wieder auf einer WeltCon-Agenda prominent vertreten ist; der schon anfang des Jahres von Klaus Frick gewählte Titel “Space Design” zeigt, dass ursprünglich auch ein weiter gefasstes Motto angedacht worden sein könnte.

Immerhin können so doch einige Risszeichner mehr die WeltCon-Bühne entern, aber eben nicht alle in Mannheim am Wochenende anwesenden Risszeichner. Da bin ich doch froh, dass ich mit Ausnahme ‘meines’ PHUTURAMA-Überraschungsgastes Jürgen Rudig die Auswahl nicht treffen musste.

[1] Für Detail- nicht für Design-Versessene, das PERRY RHODAN-WeltCon 2011-Programm zum Download
[2] Perrypedia: Hubert Haensel
[3] risszeichnungen.de: Lars Bublitz’ Web-Portfolio
[4] Oliver Scholls Web-Portfolio
[5] Perrypedia: Jürgen Rudig
[6] PHUTURAMA: “Alles nur ein Spaß?” – 30 Jahre Redhorse-Jäger. Ein Interview mit Jürgen Rudig

“Ein Interview mit ES.” Zur Einstimmung auf Space Design – Die Risszeichner und ihr Bild vom Perryversum

Work in Progress als Blueprint. Die BATTLE-Version des 3D-Korvettenprojekt-Vollkonstruktion für den PERRY RHODAN-WeltCon2011 als klassische Risszeichnung getarnt. Mit freundlicher Unterstützung von Holger Logemann.

Zum eher unspektakulären 45-jährigen Bestehens der PERRY RHODAN-Serie hat der frühere Verlagsleiter Eckhard Schwettmann im Jahre 2006 ein dafür um so spektakuläreres Coffee-Table-Buch namens All-Mächtiger! Faszination Perry Rhodan – Hintergründe aus 45 Jahren Perry Rhodan. (Hannibal, Höfen (A) 2006, ISBN 978-3-85445-259-1)  herausgegeben, in dem sehr viele Facetten des Phänomens PERRY RHODAN beleuchtet wurden. Auch einige der für die Serie tätigen Illustratoren wurden hierzu interviewt. Mein Gespräch mit Eckhard Schwettmann (“ES”) gibt einige Hintergrundinformationen zum Thema Risszeichnungen preis, von denen ich überzeugt bin, dass sie auch heute noch zutreffen.

Am kommenden Samstag, den 1. Oktober 2011 habe ich die Freude während des WeltCons 2011 ein Podiumsgespräch zum Thema RZs bei PERRY RHODAN moderieren zu dürfen. [1] Als Einstimmung auf Space Design – Die Risszeichner und ihr Bild des Perryversums habe ich dieses Interview von vor fünf Jahren ausgegraben und dank der großzügigen Unterstützung von Holger Logemann darf ich diesen Beitrag mit der exklusiven Vorabschau auf die jüngste Work-in-Progress-Zusammenstellung seines Korvettenprojekts [2] illustrieren.

Holger hat auf der ersten PHUTURAMA-Veranstaltung – dem Salon Talk während der transmediale.10 FUTURITY NOW! seine Arbeit am Korvettenprojekt schon einmal vorgestellt [3]. Am Samstag wird das Risszeichnen in 3D durch Lars Bublitz repräsentiert, der im Unterschied zu Holger gewissermaßen virtuelle Schnittmodelle konstruiert und darüberhinaus nicht die klassische PR-Referenztechnik , sondern meist exotische extraterrestrische Raumschiffe aus den unendlichen Weiten des Perryversums zu seinem Thema gemacht hat. [4]

Im folgenden mein “Interview mit ES”:
Wann hattest Du das erste Mal Kontakt mit PERRY RHODAN? Erinnerst Du Dich noch an Deinen ersten Roman?
Als Kind in den 1970er Jahren bin ich durch die psychedelisch-bunten PERRY – Unser Mann im All-Comics zum ersten Mal mit PERRY RHODAN in Berührung gekommen. Mein erster Roman war in der 3. Auflage Band 190 “Admiral Gecko”. Sicherlich ein glücklicher Einstieg mit Clark Darlton. Der faszinierendste Satz war die nonchalant hingeworfene Bemerkung über den “anderthalbmillionenfachen Überlichtfaktor” des Lineartriebwerks des am Mereesgrund geparkten Mausbiberkreuzers TRAMP – übrigens als 60-Meter-Kugelraumer der Risszeichnungs-Klassiker schlechthin! [Siehe oben!]
Wann hast Du damit begonnen, technische Zeichnungen zu machen, insbesondere Raumschiffe? Worin gründet sich Deine Faszination für Risszeichnungen?
Die ersten technischen Zeichnungen waren “Eigenkonstruktionen” gespeist durch die Früh-Siebziger TV-Ausstrahlungen von Raumschiff Enterprise und Raumpatrouille. Mit den PERRY-Comics kam dann auch die Faszination für die Risszeichnungen, die es in dieser Form und Tradition nur bei PR gibt.
Was war dann Deine erste Risszeichnung, die in PERRY RHODAN veröffentlicht wurde?
Willi Voltz hatte irgendwann im Jahre 1981 ein Einsehen, nachdem ich ihn mehrfach mit großformatigen Risszeichnungen immer neuer 60 Meter-Korvetten-Baumuster bombardiert hatte, und er veröffentlichte eine dann allerdings wesentlich kleiner dimensionierte KOGGE der Kosmischen Hanse auf der Leserkontaktseite.
Wieviele Risszeichnungen hast Du denn bis heute gemacht und welche davon ist Dir die Liebste? Nikki Frickels SORONG von 1987?
Die Anzahl der Arbeiten weiß ich selber nicht so genau, vielleicht ein Dutzend. Die SORONG ist dann doch zu “essayistisch”, um mein Favorit zu sein. Meine Lieblings-RZ möchte ich eigentlich erst noch zeichnen.
Von Dir und Günter Puschmann gibt es ja auch eine schöne Abhandlung über die Geschichte und Entwicklung der Risszeichnung. Seit dem 1965 in PERRY RHODAN-Heftroman Nr.192  das legendäre Beiboot vom Typ “Kaulquappe” als erste Risszeichnung von Rudolf Zengerle erschienen ist hat sich ja einiges gewandelt, optisch wie technisch. Wie war die Entwicklung und was kommen da noch für Innovationen auf uns zu?
Die Risszeichnungen stellen eine eigene Form der graphischen Kunst dar. Kein Illustrator, Titelbildgestalter oder Designer wird auf Anhieb eine richtige RZ wie in PERRY RHODAN hinbekommen. Und dies nicht nur aus handwerklichen Gründen, mangelnder Geduld oder schlechtem räumlichen Vorstellungsvermögen. Wie Arthur C. Clarke in seinem “dritten Gesetz”  (aus: Profiles of The Future) schon 1961 formulierte, “any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic”, so benötigt eine gelungene Risszeichnung einen gewissen Zauber, der die Illusion einer Blaupause aus der Zukunft zum Leben erweckt.

Da es eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist, die “Magie” des zukünftigen technischen Fortschritts realitätsgetreu zu phantasieren, flüchteten die Zeichner sich in die zweckfreie Schönheit der Technik selbst: Die Risszeichner strebten nach “Aggregate-Ästhetik”, nach komplexen, flirrenden und ineinander verwobenen Formen, die auf einer Symbolebene das behaupteten, was doch niemals einzulösen ist. Viele Anregungen aus der “realen” Kunstgeschichte wurden dabei verarbeitet, so dass Spielarten wie “Konstruktivismus”, “Pop-art” und “Minimalismus” identifiziert worden sind.

Auf der “semantischen” Ebene zerflossen phantastische 6D-Technologien zu “Zahnpastaaggregaten”, und die Kosmokratentechnik bekam im wahrsten Sinne des Wortes einen “Zauberhut” aufgesetzt. Auf der “silistischen” Ebene wurde der Zeichenstrich selbst expressionistisch, weniger technisch und fast comic-artig, um anzudeuten: “Wir wissen es auch nicht!” Heute ist die Situation der RZs unübersichtlicher. Haben früher alle Zeichner im Prinzip das selbe Handwerkszeug benutzt, so hat sich die Szene in den letzten Jahren aufgespalten: Es gibt noch einige “Nostalgiker” die mit analogen Techniken des mittleren 20. Jahrhunderts arbeiten; andere, die Hybridwege zwischen klassischer Bleistiftvorzeichnung und “elektronischem Abtuschen” eingeschlagen haben (was den Vorteil der nachträglichen Kolorierung beinhaltet) Und es gibt die “3D-Risszeichner”, die nicht mehr zweidimensionale Zeichnungen anfertigen, sondern virtuelle Konstruktionen. Bei letzteren gibt es wiederum Mischformen.

So “klinken” einige Zeichner einen konventionell gezeichneten 2D-Aufriss perspektivgenau in das gerenderte Still ihres dreidimensionalen Raumschiffkörpers. Andere arbeiten wie die Set-Designer im Hollywoodfilm: sie statten nur die “Räume” ihrer 3D-RZ mit Technik aus, die in der Schnittebene liegen — “Potemkinsche Raumer” also. Und es gibt die “Vollkonstrukteure”, die mit State-of-the-Art CAD/CAM-Systemen die fiktiven PERRY RHODAN-Raumer fast bis zum letzten Interkom-Anschluss durchkonstruieren, so dass man die Datei nur noch an die lunaren Raumwerften schicken müsste, um in Produktion zu gehen.

Das ist natürlich die Zukunft. Denn als die ersten Risszeichnungen 1965 in PR veröffentlicht worden sind, waren sie auf der Höhe der Zeit der damaligen Technischen Visualisierung, was man beim Stöbern in alten Auto- und Flugzeugzeitschriften sehen kann. Heute veröffentlicht ein Automobilhersteller ein speziell ausgerendertes “Röntgenbild” seiner 3D-Konstruktionsdaten in photorealistischer Perfektion. Mit den aufwendigen Arbeiten der “Vollkonstrukteure” wird das wieder möglich sein. Doch wo sollen diese Arbeiten überhaupt angemessen veröffentlicht werden? Ist im Heftroman für diese Art von Technischer Visualisierung überhaupt die richtige Plattform?
Vor ein paar Jahren haben wir uns in Berlin getroffen und Du hattest mir die c-base gezeigt, ein Gebäude, das fest in der Hand von Computer-Freaks war. Dort gab es ja auch mal eine PERRY RHODAN-Veranstaltung und die rz-c-onference. Worum handelt es sich bei der c-base [5] genau?
Da ist ein geheimer Wunsch von mir wahr geworden: Ein Haufen hochbegabter, verrückter Science Fiction- Fans habe ihre Version eines zukünftigen Raumstation in die erlebbare Realität umgesetzt. Waren meine Zeichnungen vorher nur in 2D, so ist die c-base eine “Risszeichnung” in sieben Dimensionen – Raum und Zeit, das fiktive c-base Universum drumherum, die “reale” Gemeinschaft im Verein und viele Projekte quer durch alle künstlerischen und kulturellen Disziplinen dazu, wie z.B. die Zusammenarbeit mit dem befreundeten Chaos Computer Club, der sich ja selbst als Gemeinschaft “galaktischer Datenreisender” versteht.
Auf dem PERRY RHODAN-WeltCon in Mainz [1999] hast Du neben Deiner ersten Farb-Risszeichnung auch die Pilotgeschichte einer PERRY RHODAN-Comic-Adaption präsentiert. Wie kam es denn dazu?
Ich bin über die PERRY-Comics “sozialisiert” worden, darüberhinaus mag ich die amerikanischen Superhelden-Comics, so dass ich dies dem Perryversum wieder zurückgeben möchte – mit all den zeichnerischen Ideen und Fertigkeiten, die ich schon in meinen Risszeichnungen und Datenblättern entwickeln konnte. Allerdings ist der Schritt zu einem wirklich professionellen Comic schwer – alle Comicfans unter den PR-Lesern werden das bestätigen können. Die angesprochenen Pilotgeschichte konnte ich [damals] nicht realisieren. Aber ich arbeite gerade jetzt wieder [an einer Comic-Adaption] , um dieser Idee endlich Gestalt zu geben.
Beruflich bist Du ja im grafischen Bereich tätig. Bei der Gestaltung der SOL, dem Mitgliedermagazin der PERRY RHODAN-FanZentrale, warst Du ja anfangs auch dabei. Wie kam das?
Klaus Bollhöfener hat mich anlässlich der ersten rz-c-onference in Berlin einfach gefragt!
Was macht für Dich die Faszination der PERRY RHODAN-Serie aus?
Es ist meine Heimat.
[1] PHUTURAMA: Events
[2[ Holger Logemanns
Korvettenprojekt
[3[ transmediale.10 FUTURITY NOW! Salon Talks: PHUTURAMA Sub-Conference
[4] risszeichnungen.de: Lars Bublitz’ Web-Portfolio
[5] c-base e. V. Raumstation unterhalb Berlin

“Familienaufstellung” – 50 Charaktere aus 50 Jahren PERRY RHODAN in einem Wimmelbild

"Der Erbe des Universums" im NEO-Schein. Mein Geburtstagsgeschenk an alle PERRY RHODAN-Freunde.

“»Perry Rhodan […] führt hinein in die vor uns liegenden Jahrtausende und über Abgründe hinweg zu Sternenreichen, die seit Millionen von Jahren auf uns warten. Er führt in eine Zeit, in der die Nachkommen der Menschen von der Erde nur noch wie von einem Mythos reden und ein vereinsamter Planet um eine längst erloschene Sonne kreist, die einst Mittelpunkt des Universums war.« [1]

So lautete der Vorspann zu PERRY RHODAN #1 Unternehmen “Stardust” [2] [3], mit dem heute auf den Tag genau vor 50 Jahren das Perryversum mit einer geradezu spektakulären Exposition explodierte: Bodenständige noch Nahezu-Science-Fiction über die Möglichkeiten der damals 1961 gerade erst von John F. Kennedy proklamierten ersten bemannten Mondladung traf auf eine hochspekulative Space Opera, in der kühn nichts weniger als die kosmologischen Grundannahmen zu Bühnenelementen eines nicht risikofreien kosmischen Erbantritts werden.

Im Laufe der Expansion dieses Perryversums [4] hat sich gezeigt, dass diese Vision des ersten Hefts, im bis Band 1000 durchgehaltenen Claim “Der Erbe des Universums” auch angezeigt, handlungsbestimmend war – ein “Zwiebelschalenmodell” kosmischer Evolutionsstufen und ein Großsteuerungssystem namens Moralischer Code bilden einen weitaufgefächerten kosmischen Hintergrund, vor dem sich die Schicksale und Geschichten um die Protagonisten entspinnen.

Aber der wahre Clou ist, dass das Storyuniversum durch eine Identifikationsfigur des 20. Jahrhunderts initiiert ist, durch den der Leser diese ferne Zukunft immer auch mit heutigen Augen betrachten kann.

Ein ganzer Figurenkosmos hat diesen Haupthelden Perry Rhodan und seinen Buddy Bully inzwischen durch die Jahrzehnte und Jahrtausende der Hefthandlung begleitet. Und nach Vorbild der großen Superhelden-Dioramen wie z. B. von Alex Ross’ DC-Serie Kingdom Come [5] habe ich hier zum 50. Geburtstag meine ganz persönliche Auswahl von fünfzig für mich das Perryversum repräsentierender Figuren getroffen (HiRes nach dem Klick aufs Bild oben).

Vieles, wie die “fünf Säulenheiligen” (Chefredakteur Klaus N. Frick) ist selbsterklärend, aber eine Menge der Figuren, die nicht so eindeutig kostümiert sind wie im üblichen Superhelden-Comicgewerbe, werden selbst für “terkonitstählerne” Hardcore-PR-Fans nicht auf Anhieb zu entziffern sein.

In diesem Bild hat der Zeichner also versteckt (Mehrfachnennungen sind möglich):

  • 50 Charaktere aus 50 Jahren PERRY RHODAN
  • 19 Zellaktivatorträger/Innen — mit einer Ausnahme aus kosmokratischen bzw. den Beständen von ES
  • 17 Terraner/Innen, darunter ein Pseudo-Neanderthaler
  • 9 Mutant/Innen — 6 davon Angehörige des Terranischen Mutantenkorps, davon ein Halbcyno
  • 5 generische Angehörige extraterrestrischer Völker
  • 5 Angehörige der arkonidischen Oberschicht, einer davon ein “Sternenbastard”
  • 4 Roboter bzw. Androiden, einer davon aber ursprünglich als Mensch geboren
  • 4 Umweltangepasste terranischer Abkunft
  • 3 Arkoniden-Abkömmlinge, aber einer davon bloß als Maske
  • 2 von Perry Rhodans Söhnen und eine seiner beiden Töchter
  • 2 Halbmutanten/Innen, einer davon ist Gefühlsmechaniker und Cappin-Spürer
  • 2 Höchstedle des Großen bzw. des Göttlichen Imperiums der Arkoniden
  • 2 Kosmokraten/Innen bzw. deren Inkarnationen
  • 1 ehemaliger Sotho der Milchstraße in Tarnidentität
  • 1 ehemaliger Mächtiger in Gestalt eines Puppenspielers
  • 1 Restsubstanz von supraheterodynamisches Wesen
  • 1 Superintelligenz bzw. deren Inkarnation

Wer alle Figuren errät (halbintelligente Zier- und Haustiere gelten nicht), die Liste einfach via Kommentarfunktion an mich schicken. Ich gebe die mögliche Fehlerquote bekannt. Der erste komplette Vorschlag erhält das dann farbige Diorama als Ausdruck in Schön zugesandt. Wer einen Fehler in dieser Tipp-Aufstellung entdeckt und belegen kann, natürlich auch.

Lösungshinweis I: Figuren mit starken gemeinsamen Bezügen stehen meist beieinander – in einem Fall könnte dies aber zu einem Fehlschluss verleiten.

Lösungshinweis II: Wenn Figuren durch klar zuzuordnende Kostüme oder Zubehör in der Serie charakterisiert wurden, hoffe ich, das auch berücksichtigt zu haben.

Bonus-Aufgabe: Benennt die 5 im Bild dargestellten bedeutenden PERRY RHODAN-Raumfahrzeuge des klassischen Perryversum sowie das des NEO-Universums mit Namen (wer hier alles richtig hat, kann oben eine fehlende Figur kompensieren):

  • Beiboote gelten nicht
  • Es sei denn, das Beiboot hätte sich selbst einen Namen gemacht
  • Ein 7. der ‘Raumfahrzeuge’ hat in der realen Welt an der Grenze zum Weltraum gekratzt – es sollte auch im fiktionalen Perryversum einmal von Perry Rhodan geflogen sein (Stichwort: Risikopiloten)

[1] Das in späteren Nachauflagen ‘unterdrückte’ Vision Statement aus PR I/1, zitiert nach Wikipedia
[2] Karl-Herbert Scheers PERRY RHODAN #1 Unternehmen “Stardust” in einer Flash-Datei. Hm, seltsam, aber so steht es geschrieben.
[3] Eine metikulöse Original-1961-vs.-Reprint-1988-Gegenüberstellung von Unternehmen “Stardust” für Sammlernazis]
[4] PERRYPEDIA: Perryversum (Liste der Exzellenten Artikel). Ein Lob dem PERRY RHODAN Online Club für diese Plattform, ohne die diese “Familienaufstellung” nicht möglich gewesen wäre.
[5] Alex Ross’ Offizielle Website

“Alles nur ein Spaß?” – 30 Jahre Redhorse-Jäger. Ein Interview mit Jürgen Rudig

Die beste RZ aller Zeiten? Terranische Raumschiffe: Abfangjäger der neuen "Redhorse"-Baureihe, Rudig 1981; Source: PR I, Band 1059 Fels der Einsamkeit

Als ich mir im Spätherbst 1981 an einem üblichen Dienstagmorgen vor Schulbeginn PERRY RHODAN 1. Auflage Band 1059 Fels der Einsamkeit am Kiosk kaufte, war ich wie alle vier Wochen insbesondere auf die neue Risszeichnung gespannt. Noch vor Ort schlug ich mit klopfenden Herzen die Heftmitte auf – und sofort wieder zu! Mein Leben war von diesem Augenblick an ein anderes. Noch nie in meinem Leben hatte ich etwas Seltsameres und Fremdartigeres gesehen als Jürgen Rudigs Abfangjäger der neuen “Redhorse”-Baureihe.

Zu dieser Zeit hatte ich schon erste Veröffentlichungen meiner eigenen Risszeichnungen als “Leser-RZ” erlebt, aber mir wurde in diesem Moment schlagartig klar, dass ich meinen Zeichenstil komplett umstellen müsste, um wirklich die Risszeichnungen anzufertigen, die ich mir bis dahin aber nur vage vorzustellen gewagt hatte.

Das ist jetzt beinahe 30 Jahre her, und im Zuge der Wiederbelebung dieses Blogs und des bevorstehenden WeltCons in Mannheim zum 50-jährigen Jubiläum der PERRY RHODAN-Serie, hielt ich es für eine gute Idee, Kontakt mit Jürgen Rudig zu suchen, um ihn selber zu fragen, wie er das damals erlebt hat.

Wir haben kurz miteinander telefoniert und dann das folgende Interview per E-Mail geführt.

Jürgen Rudig ist Jahrgang 1958, verheiratet, hat zwei halbwegs erwachsene Kinder, ist seit fast 30 Jahren im öffentlichen Dienst, inzwischen Schulleiter einer weiterführenden Schule irgendwo im Hinterland von Aachen. Er hatte seit vielen Jahren kaum noch Kontakt mit PERRY RHODAN und dem SF-Fandom; um so mehr freut es mich, dass er hier Rede und Auskunft stand.

Wie kam es zum “Redhorse-Jäger” – einer Risszeichnung, die auch im Vergleich zu Deinen vorhergehenden Veröffentlichungen heraussticht?

Vor über 30 Jahren stand ich mitten im Studium in Aachen – Kunst und Deutsch –  und wollte eventuell Lehrer werden. Mittelprächtig begabt, hatte ich neben dem Studium schon etliches verkaufen können und verdiente für einen Burschen von Anfang Zwanzig gar nicht mal schlecht damit: Ölportraits nach Vorlage, Buchillustrationen für kleine regionale Verlage, Raumabwicklungen für Architekten, und – ja, klar –natürlich diese Risszeichnungen. Wie ich dazu kam, ein andermal. Es soll hier und heute ja vornehmlich um diesen vermaledeiten “Redhorse-Jäger” gehen, der wohl einigen Staub aufgewirbelt hat und mehr oder weniger das Ende meiner kurzen „Karriere“ als Risszeichner einläutete.

Der “Redhorse-Jäger” war ja eine typische freie Arbeit, die mit dem “Perryversum” nur über die Namensgebung verbunden war, aber sie war nicht im luftleeren Raum entstanden?

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass ich das Ding bei Jim Burns abgekupfert haben soll – oder zumindest davon motiviert gewesen wäre. Da ist sogar ein bisschen was dran, obwohl ich beim Zeichnen dieses Jägers – soweit ich das in der Erinnerung noch zusammenbekomme –  schwer unter dem Eindruck von einer anderen illustren Größe der damaligen Zeit stand: Möbius.

Brian Lewis' "Gaussi-Jäger" aus MECHANISMO. Die RZs darin (es gibt noch eine des Robots im Vordergrund) sind über Chris Burns' Bilder gedubbt. Source: RZJ und Sky-Ffy

Das nehme ich Dir sofort ab. Die beiden verdutzten Piloten vorm Jäger könnten direkt aus Der hermetischen Garage gesprungen sein!

Über die ersten Hefte von Metal Hurlant – “Schwermetall” – stolperte ich beim Stöbern im Katalog des Volksverlages, das muss 1979 gewesen sein. Die Möbius-Storys haben mich umgehauen – so locker, so dermaßen gekonnt, erkennbar mit einem Filzer hingeworfen … In einer Rezension las ich dann, dass Möbius angeblich einfach drauflos zeichne, ohne konkreten Plan, ohne Vorzeichnung, eben einfach mit dem Filzer. Das wollte ich unbedingt auch versuchen, mit eigenen Comics, aber eben auch mit Risszeichnungen. Ich malte und zeichnete zu der Zeit sowieso sehr viel, probierte nun auch in dieser Richtung herum, entwarf großformatige Arbeiten – halb Comic, halb Risszeichnung –, kombinierte die Rotring-Feder mit dem Edding 3000. Die Ergebnisse waren eher zwiespältig und liegen zum Teil heute noch in meiner Sammlung vergraben.

Das ist eine gute Nachricht!

Ich nicht weiß, warum es eine gute Nachricht sei soll, dass ich noch alte RZs irgendwo vergraben habe. Ist es gut, dass die noch da sind? Oder ist es gut, dass sie so tief vergraben sind?

Spaß beiseite – ungefähr zur gleichen Zeit war ich dann mal wieder zu Besuch bei Willi Voltz zu Hause, um eine eher übliche Risszeichnung – ich weiß nicht mehr welche – abzuliefern, sauber eingerollt in eine Papprolle und fast 300 Kilometer im klapprigen Käfer meiner Freundin transportiert. Willi Voltz fand die RZ prima und nahm sie sofort, und dann schenkte er mir etwas: Die beiden Bände Mechanismo und Planeten Story – beide Bücher habe ich heute noch.

Ich will nicht abstreiten, dass Jim Burns auf mich Eindruck machte (wie gesagt: ein bisschen was mag dran sein, dass der Gaussi-Jäger meinen “Redhorse” beeinflusste), aber  – großes Aber!  – siehe oben: Zu dem Zeitpunkt waren meine Ideen von halbschrottigen Raumschiffen, die von skurrilen Typen mehr improvisiert als geflogen wurden, von Raumfahrzeugen, denen man einen harten Arbeitsalltag ansah und die mit lockerer Hand eher hingeworfen als durchkonstruiert schienen, schon sehr weit gediehen.

OK, aber eine Risszeichnung ist zuerst einmal keine Comic-Illustration. Gewisse “Freiheiten” hattest Du Dir in Deinen Arbeiten bis dahin immer herausgenommen, aber eben auch durch Deine handwerklichen Qualitäten z. B. beim Setzen von Schraffuren so geschickt kaschiert, dass der Eindruck der technischen “Blaupause” immer erhalten geblieben ist. Beim “Redhorse-Jäger” hatte ich den Eindruck, dass Du uns sagen wolltest: “Das mache ich jetzt extra schief und absurd!” Damit keiner mehr auf die Idee kommt, das Ding könnte es wirklich mal geben.

Ich war den von mir zumindest so empfundenen Bierernst der Szene um die Rhodan-Serie eigentlich satt. Als begeisterter, kritischer Leser von Lem, den Strugatzkis u. a. hatte ich den Hype (so würde man heute wohl sagen) um diese Weltraumserie sowieso nie ganz begriffen. Auch wollte ich eigentlich weg von der ganzen Matrosen-Ästhetik mit “Decks”, “Geschützpforten”, “Kommandoständen”, “Außenschotts”  etc. Ich war immer der Meinung, Raumschiffe – und die Typen, die sie fliegen – sehen in zweitausend Jahren ganz anders aus als für uns vorstellbar. Raumschiff Orion mit seiner ganz eigenen Ästhetik imponierte mir z. B. viel mehr als der ganze Star Wars-Kram.

Also, langer Rede kurzer Sinn: Es musste mal was Spaßiges, was Anderes her, und zudem lebte ich in dem Gottvertrauen darauf, dass man mir auch “so was” im wahrsten Sinne des Wortes abkaufen würde, vielleicht sogar Verständnis dafür hätte, mich unterstützen würde …  Ansonsten konnte ich ja noch genug alte Omas und Kommunionskinder in Öl produzieren.

Interessant, dass Du doch deutlich in Distanz zu PERRY RHODAN gehst – gerade, wenn man Deine urtypisch “rhodanesken” Arbeiten Shift und Korvette (Neukonstruktion) aus den PR-Sonderheften betrachtet.

Ich hatte meinen Adlatus Ralf, einem Freund aus der Abi-Zeit, der mir als verschworener Rhodan-Freak von Anfang an immer gerne die notwendigen Daten lieferte. So  entwarf ich also an einem Nachmittag den “Redhorse- Jäger” (und ich meine ehrlich, ich hatte da den Gaussi- Jäger zumindest bewusst schon wieder vergessen oder verdrängt). Hatte ich bisher immer sorgfältig tagelang mit Bleistift vorgezeichnet und dann Stück um Stück mit Rotring nachgearbeitet, so warf ich jetzt nur die Perspektive und ungefähre Abmessungen Freihand mit Bleistift aufs A2-Papier, um dann sofort mit Rotring und Edding loszulegen. Wobei diese Kombination im Original nie besonders gut aussah, denn der Rotring trocknete tiefschwarz, der Edding eher matt und gräulich.

Schade, dass bei dieser “integrativen” Zeichentechnik im Gegensatz zur “klassischen” Methode mit dem Abtuschen auf Transparentpapier die oft sehr ausdrucksstarke Bleistiftvorzeichnung vernichtet wird.

Nun, wie dem auch sei: das Ding wurde sehr schnell fertig, sah im Original ulkig und gar nicht mal schlecht aus. Und Ralf konnte mich nur mit Mühe davon abhalten, noch mehr Blödsinn einzubauen. Er prophezeite mir weise vorausschauend, ein schlimmes (Risszeichner)-Ende. Aber ich war nicht mehr zu halten: Das Ding musste auf den Postweg, mal gucken wie der Verlag reagiert … Ich könnte ja auch gerne wieder, falls gewünscht, was “Normales” zeichnen, dachte ich ganz naiv damals.

Als ob Deine anderen RZs jemals “normal” gewesen wären …

Tja, das “Ding” wurde dann tatsächlich also gedruckt, ohne vorher mal nachzufragen, ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte, oder ohne das “Ding” einfach kommentarlos zurückzuschicken mit der freundlichen Bitte, mich erst mal gründlich auszuschlafen und dann noch mal anzurufen … Ich hätte es verstanden. Den Mut des nun Verantwortlichen in der Redaktion – ich habe heute keine Ahnung mehr wer das war – bewundere ich ehrlich, die “etablierten” Rhodan- Leser mit dieser “ernstgemeinten Spaßnummer” von einem Raumvogel zu düpieren. Immerhin war ich bis dahin nur im PERRY RHODAN-Magazin gedruckt worden.

Also meines Wissens war Willi Voltz doch zu dieser Zeit der dafür Verantwortliche. Ich kann mich an ein Risszeichnertreffen im Oktober 1982 bei Willi in Heusenstamm erinnern – für mich damals ein Ritterschlag, dabei sein zu dürfen – , bei dem Du auch gewesen bist und noch faszinierendere Arbeiten präsentiert hast.

Aber neben diesem Gag und all dem Spaß, den Ralf und ich damit hatten, bleibt für mich bis heute der durchaus ernst zu nehmende Hintergrund und Anlass für diese Zeichnung, das eigentliche Unvermögen, sich wirklich vorzustellen, wie solche Fahrzeuge in ein- oder zweitausend Jahren aussehen und funktionieren mögen. Wer sich einen Raumjäger als perfektionierten Düsenjäger vorstellt und einen Raumkreuzer als Weltkriegsschlachtschiff mit Laserkanonen und großen Heckflossen, begeht m. E. den gleichen Fehler wie die phantastischen Autoren des 18.  bzw. 19.Jahrhunderts, die auch nur ihre Kenntnisse von Technik lediglich in die Zukunft umsetzten. Wobei Jules Verne der Sache noch am nächsten kam, aber letztlich ja auch der Ästhetik seiner Zeit verhaftet blieb.

In diese Kerbe haut auch das Leitmotiv dieses Blogs: “Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.” (Arthur C. Clarke)

Aber andere – und vielleicht bessere – Risszeichner als ich erkannten das ja auch, setzen diesen Gedanken aber vielleicht etwas “sozialverträglicher” (sprich “serienverträglicher”) um.

Jedenfalls war meine kurze Karriere als “Shooting-Star” der RZ-Szene (vom “technisch und zeichnerisch höchst begabten Leser”, siehe PERRY RHODAN-Sonderheft Nr.1, hin zum Sündenfall der Szene mit anschließendem “Rauswurf”) damit im Großen und Ganzen beendet. Eine Zeichnung konnte ich noch – ohne großen Erfolg offensichtlich – unterbringen (Raumschiff der Namenlosen, PR 1123); der RZ-Zeichnerclub reagierte, soweit ich mich erinnere, gar nicht mehr auf mich bzw. ließ mich ab da links liegen … Dann war’s das für mich wohl gewesen mit PERRY RHODAN.

Ich kann nicht bestätigen, dass Du wegen des “Redhorse-Jägers” auf eine schwarze Liste gekommen wärest. Im übrigen war der der Konsens schon ab Mitte 1983, dass diese RZ ein wichtiger Meilenstein für das Genre gewesen ist – vielleicht vegleichbar mit dem Punk-Klassiker Never Mind the Bollocks der Sex Pistols.

Viel mehr bleibt nicht zu sagen – dass der gute alte “Redhorse-Jäger” offensichtlich eine sehr kontrovers geführte Diskussion auslöste, finde ich im Nachhinein – ich erfuhr erst Jahre später zufällig davon, als mich das alles längst nicht mehr interessierte   – eigentlich gar nicht schlecht.

Irgendwann in diese Zeitspanne fiel – soweit ich es erinnere – der für mich und wohl auch viele andere unerwartete und sehr bedauerliche Tod meines Mentors Willi Voltz. Er war ein sehr sympathischer, zurückhaltender und intelligenter Mann, den ich damals sehr mochte und bewunderte.

Aber zu dem Zeitpunkt lockten schon ganz andere Aufträge und – im wahrsten Sinne – neue “Perspektiven”.

“Holzklasse ins All?” Chaos Communication Camp 2011: Tag 1

"Laser auf Span (2011)" Meine risszeichnerische Interpretation des Innenlebens der CCCRocket-Ikone hat Frank Rieger mit dem Lasercutter der raumfahrtagentur in Span gebrannt. Das Signet selbst wurde von Marten Suhr für das CCCamp 1999 entworfen; 2003 das lebensgroße Modell dazu gebaut.

Die nächsten Tage bin ich auf dem Chaos Communication Camp [1] auf dem Gelände des Luftfahrtmuseums Finowfurt [2]untergekommen im weiträumigen c-base Village. Die Ankunft gestern an Tag 0 war nach Einbruch der Dunkelheit phantastisch, da die CCC-Orga mit ihren Helfern von Art Event eine Fusion-artige Atmosphäre hingezaubert hatten [3] – aber noch ganz still trotz schon gut gefüllter Campingareale. Das vierte CCCamp seit Altlandsberg 1999 knüpft an die Aufbruchstimmung von damals an – diesmal mit dem Aufruf an die internationale Hacker Community, den Weltraum nicht nur metaphorisch zu erobern.

Diese Auftaktveranstaltung samt des versuchten Agenda Setting zur ist semi-glücklich verlaufen. Ich glaube, mit einer ähnlichen auf drei nicht gleichermaßen perfekt frei englischsprachig Vortragende hätte auch JFK vor 50 Jahren Mühe gehabt, das Apollo-Programm zum Abheben zu bringen.

In einer Mischung aus 50-Jahre-Nostalgie und neuer ziviligesellschaftlicher wie privatwirtschaftlicher Initiative tut sich in Sachen Raumfahrt gerade eine Menge. Interessant auch, dass Tim Pritlove mit seiner Podcastreihe Raumzeit [4] für DLR & ESA gerade eine Menge Grundlagen unters Volk bringt – Tim, der maßgeblich die beiden Altlandsberger CCCamps als “Discordian Evangelist” initiiert hat.

Da ich zu der Zeit im c-base Outpost am Mariannenplatz 23 Tims Evangelisierung hautnah miterleben durfte, kenne ich den wie immer bei Tim langwierigen und kritischen Gestaltungsprozess, bis es c-base-Mitbegründer Marten Suhr (damals zur Designergruppe marplon4 gehörig) gelungen war, der inzwischen zur Ikone des Clubs gewordenen Rakete die richtige Knubbeligkeit, das korrekte Farbschema und den idealen Anflugwinkel zu verpassen.

Als begeisterter Zeuge des Prozesses habe ich dann Martens Outline genommen und mir eine quietschfidele Innenausstattung für die dazugehörige Risszeichnung ausgedacht, die dann auch im damaligen Camp Guide Aufnahme gefunden hat. Angelehnt war die 1999er-Campmission als Hommage an Douglas Adams The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy, die Rakete sollte im Auftrag der im Erdorbit kreisenden “turnschuhförmigen” Heart of Gold den Kontakt mit der der irdischen Hackergemeinde aufnehmen.

Um die Hintergrundlegende noch besser zu verdeutlichen, machte Marten Suhr auch noch ein damals Aufsehen erregendes kleines Promovideo The Rendezvous [5] (gefühlt Jahrzehnte vorm heutige üblichen YouTube-Embedding), an den der wiederum von Marten sowie c-base -3D-Artist e-Punk neue 2011er Camp-Trailer nach 12 Jahren Pause stilistisch nahtlos angeknüpft hat:

Für mich war die kleine Spaß-RZ zum Chaos Communication Camp 1999 eine tolle Übung, um bei Risszeichnungen, die ich zu der Zeit schon mit Freehand zu zeichnen begann, mal in Farbe zu versuchen. Es ist erstaunlich, wie schnell dies geht, wenn die grundsätzliche Anlage der Vektorobjekte darauf abgestellt ist.

Das habe ich auch umgekehrt gemerkt: Als Frank Rieger mich vor einiger Zeit gefragt hat, ob ich nicht einmal eine Risszeichnung vom auf der Raumfahrtagentur [6] im Stattbad Wedding stationierten Lasercutter brennen lassen wollte, dauerte die “Retroversion” auf eine Strichzeichnung der CCCRocket keine zwanzig Minuten. Nur bei der Aufbereitung der Vektordaten für den Lasercutter mussten wir dann letzte Woche einen Work-around machen, der zur Folge hatte, dass alle Pfadlinien jetzt doppelt vom Laser in die Holzspanplatte gebrannt wurden.

Damit sieht die gelaserte “Holzklasse”-Version der Rakete jetzt im Vergleich zu ihrer älteren, vektorglatten Schwester richtig geerdet aus.

[1] Offizielle CCCamp2011-Website des CCC
[2] Website des Luftfahrtmuseums Finowfurt
[3] Markus Beckedahl von netzpolitik.org hat hier einige Fotos von Tag 0 auf Flickr gestellt
[4] Raumzeit – Der Podcast über Raumfahrt von ESA und DLR
[5] Im Webarchiv des CCC sind einige Stills des CCCamp-Trailers von 1999 zu sehen.
[6] Die Raumfahrtagentur bei Hackerspaces.org

Risszeichnung vom Innenleben des Prismas des Dark Side of the Moon-Covers

Dass Pink Floyd ein paradigmatischer Fall für die aurale Dimension von PHUTURAMA sein würden, war mir immer klar.

Dass es aber eine so tolle Innenansicht aka “Risszeichnung” vom Prisma des legendären 1973er-Albums The Dark Side of the Moon [1] geben würde, war eine schöne Überraschung, die mir das inspirerende BELIO-Magazin [2] bereitet hat. Die Illustration trägt den Namen The Dark Side of the Process.

Der weitergehende Link verweist auf einen Flickr-Profil von einem gewissen “enkel dika” [3], ich kann anhand des Profils nicht recht erkennen, ob es um originäre Arbeiten oder präsentierte Fundstücke handelt. Für Pink Floyd-Ignoranten hier ein gerade mal funktionierender YouTube-Link zu den ersten vier Minuten des Albums. [4]

[1] Wikipedia: Pink Floyds The Dark Side of the Moon
[2] BELIO Magazin Galeria
[3] The Dark Side of the Process enkel dikas auf Flickr
[4] YouTube: Die ersten vier Minuten von Pink Floyds The Dark Side of the Moon

Die schönste Risszeichnung aller Zeiten? Joachim Luetkes Saturnraumschiff der Choolks

Seit 1965 werden die PERRY RHODAN-Heftromane durch die “Risszeichnungen” bereichert. Mitte der 1970er Jahre etablierte sich eine New Wave von jungen Zeichnern, die als Fans von den großen Vorbildern Rudolf Zengerle, Bernhard Stoessel und Ingolf Thaler angezeckt worden waren. Unter diesen Newcomern ist Joachim Luetke bis heute ein Enigma geblieben, da es nur die oben abgebildete Arbeit des Saturnraumschiffs der Choolks [1] zu geben schien. Eine RZ, die als “Jahrhundertwerk” Maßstäbe in Sachen Faszination, Fremdartigkeit und zeichnerischer Perfektion gesetzt hat.

Für mich als Einsteiger ins “Perryversum” waren die im jugendlichen Comic-Ableger PERRY – Unser Mann im All [2] zweitveröffentlichten RZs auf hellcyan-farbenen Fond so prägend, dass es auch das Stylesheet dieses Blogs mit prägt. Die ersten Risszeichnungen des Pioniers Rudolf Zengerle waren noch sehr erkennbar kopierte Strichumsetzungen der stilprägenden “Space Race”-Reihe des US-Magazins Colliers [3], die später drei offenkundig professionell ausgebildeten Illustratoren der ersten Dekade emanzipierten sich aber schnell von solchen Vorbildern und prägten die für viele PR-Fans so wichtige visuelle Dimension der “Technosphäre” des Serienkosmos. Ein konzeptionelles Manko vieler der damaligen Risszeichnungen war allerdings, dass die drei Zeichner ihrem jeweiligen individuellen Technikdarstellungsstil verhaftet waren, den sie dem jeweiligen RZ-Sujets aufprägten. Die in der PR-Serie geschilderte Technik des Hilfsvolks der Superintelligenz KAISERIN VON THERM – den Choolks [4] – war allerdings so fremdartig und fortgeschritten, dass die von Joachim Luetke gewählte “metaphorische” Bildsprache in der Technikdarstellung wie auch im teils hyperdetaillierten Zeichenstil eine ganz neue Dimension der PERRY RHODAN-Risszeichnung darstellte.

Seine fremdartigen “Bildmetaphern” für die Choolk-Technologie sind beim näheren Hinsehen allerdings gar nicht so außerirdisch: die Triebwerksprojektoren entstammen dem Biologiebuch, Kapitel “Facettenauge”, Teile des Aggregategewusels sind technischen Handbüchern des Kfz-Gewerbes entnommen, man erkennt einen Ventiltrieb. Die Gesamtkomposition ist durch den steten Wechsel von großzügigen Weißflächen und kleinteiligen Aggregaten durchdrungen. Die realistische Fluchtpunktperspektive der Kugelzelle ist etwas verschoben, aber bedeutete im Vergleich zu den von Berhard Stoesssel weitgehend durchgesetzten iso- bzw. dimetrischen Projektionen einen Gewinn an Lebendigkeit und Anziehungskraft. Der Gipfel der Frechheit: Das Raumschiff heißt ja gerade “Saturnraumschiff” – vom Namen gebenden Ring (einer Antriebsprojektionsfelderscheinung) ist in der eigentlichen RZ (die kleine Beizeichnung aus PR 1. Auflage, Band 827, 1975 [5] ist hier nicht abgebildet) aber nichts zu sehen. Vielleicht war die Risszeichnung ja sogar vor der Exposé-Beschreibung in Arbeit gewesen und wurde erst später dem halbwegs passenden Sujet zugeordnet?

Es bliebe ein Rätsel, wenn ich nicht im Zuge der Vorbereitungen zur “Space Design”-Veranstaltung beim PR-WeltCon 2011 [5] ein wenig nach Joachim Luetke gesucht hätte und wesentlich schneller als erhofft auch fündig geworden wäre. Joachim Luetke ist der Phantastik als Gestalter treu geblieben und hat sich über die Jahrzehnte als ein renommierter Cover-, CD-, DVD-Artist im morbiden Dark Metal-Genre einen Namen gemacht. [6] Als ich seine Bilder, teils in der Tradition H. R. Gigers stehend, sah, war mir sofort klar, dass er der Schöpfer des Saturnraumschiffs der Choolks sein müsste.

Ich habe Kontakt mit Joachim Luetke aufgenommen und hoffe in der nächsten Zeit Antworten auf einige brennende Fragen um diese Arbeit, aber auch um weitere Vorgänger- und Nachfolgewerke zu erhalten.

[1] RZJ: Von Freihand zur Folie, Folge 11 – RZ-Historie von Günter Puschmann, mir und später von Georg Joergens redigiert und fortgesetzt
[2] Perrypedia: PERRY – Unser Mann im All
[3] Der italienische SF-Experte Fabio Feminò über die Colliers-Specials, mit den ursprüngliche Vorbildern der PERRY RHODAN-Risszeichnungen
[4] Perrypedia: Choolks
[5] Materiequelle: Scan der Heftmitten-RZ
[6] YouTube: Joachim Luetkes Kanal Dark Asylum-TV mit weitergehenden Links zu seinen Arbeiten
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