“Charaktermasken” – Batman vs. Bane in The Dark Knight Rises

Wie glücklich Batman über Nolans Interpretation des Dunklen Ritters ist, wissen wir nicht. Moebius hingegen hat den Superhelden-Comic wenig hinzugefügt – das macht ihn ein wenig humanoider.

Die erste Teaser-Welle [1] zu The Dark Knight Rises rollt, mit der im näcshten Jahr Chris Nolan’s BatmanTrilogie zu einem Abschluss gebracht werden könnte. Kommerziell und visuell habe die beiden bisherigen Filme Batman Begins und The Dark Knight überzeugt (letzterer mit dem Hype um den kurz vor Filmstart verstorbenen Heath Ledger über Gebühr angeheizt), aber mich haben die Filme konzeptionell nicht so glücklich gemacht.

Warum? Erstens das Batman-Universum rund um die Metropole Gotham City [2] kann mich nicht recht überzeugen. Vieles mutet realistisch-modern an, anderes verbleibt in einer seltsamen Zeitkapsel zwischen Chicago 1930 und DC-Manierismen wie dem Arkham Asylum. Der Horror heutiger lateinamerikanischer Megastädte ist viel schrecklicher als es sich das artifizielle Superhelden-Hollywood zu erträumen wagt. (Lest mal meine Kurz-Reviews über Miss Bala by Gerardo Naranjo und Dias de Gracia by Everardo Gout dazu.) [3]

Um so interessanter, dass Batmans Gegenspieler in The Dark Knight Rises (2012) Bane [4] sein wird, eine Figur mit Catcher-Maske, wie sie in den Barrios als reale Superhelden und Anwälte der Armen und Entrechteten auftreten. Vielleicht kommt da über getwistete Wege noch ein wenig Gesellschaftskritik ins Fledermauskostüm.

Zweitens kranken die meisten Superhelden-Verfilmungen immer noch am “Yes, we can!”-Syndrom, das es schon für einen Erfolg hält, die Comic-Charaktere und ihr Setting einigermaßen stimmig zu adaptieren. Für die Fans ist dabei wichtig, wie kommt das Kostüm rüber, wie schaut der Superschurke aus. Chris Nolan hat in diesem Bereich sicherlich einige Batman-Assets kongenial interpretiert, aber trotzdem keine eigenständige filmische Relevanz erlangt.

Gerade in The Dark Knight ist der Joker so übernatürlich perfekt in seinen Plots, dass es letztlich genauso Fantasy ist wie Tim Burton’s Rummelplatz-Verfilmungen Batman (1989) und Batman Returns (1992). Letzerer mit dem Star-Villains Michelle Pfeiffer als Catwoman und Danny de Vito als Pinguin ist immer noch mein Favorit.

Ich hätte Nolan den harten Schnitt in den ‘Realismus’ empfohlen: “Keep it to Wayne Enterprises!” Das heißt wie beim wirklich genialen Batmobil und der aller Gothic Novel-Klischees beraubten Batcave im zweiten Teil hätten alle spitzen Ohren und Fledermausflügel gestutzt und nur als situativ gegebene ‘pseudoreale’ Gadgets ausgegeben werden sollen. Das Cape als ausfaltbares Notflug-Device und die Öhrchen für Echolot-Ortungen bei Nacht und Nebel.

Und ansonsten hätte die Filmreihe noch stärker an bestehende Real-Thriller herangeführt – mit der Tarnidentität des omnipräsenten Jet-Set-Milliardärs sicherlich kein dramaturgisches Problem. Wie man ein postmodernes Superhelden-Märchen samt dessen inhärenter selbst-referenzieller Dekonstruktion erzählt, davon zeugt Tarantinos Kill Bill.

Überhaupt brauchen alle bisherigen Superhelden-Verfilmungen, um zu funktionieren, ein dramaturgischen “Genre-Wirtskörper”, der dem Superhelden-Klamauk die Leitplanken setzt. Wenn dieses Wirts-Genre clever gewählt, klappt es dann ganz leidlich mit den Verfilmungen: Spider-Man ist Coming-of-Age, X-Men sind Hanni und Nanni im Mutanten-Internat, Captain America [5] wird wohl ein Kriegsfilm als Trägergenre nutzen.

Und so sind es die “nicht-kanonischen” Superhelden-Filme, die ohne Ballast auf der breiten Brust überzeugend aufspielen können – sei es hard-boiled wie Kill Bill oder Travestien wie Hancock oder Kick-Ass. Ich warte aber weiter auf einen Comic-Superhelden-Verfilmung, die sich als Film wirklich emanzipiert. The Dark Knight Rises wird es wohl nicht sein.

[1] Giga.de über The Dark Knight Rises samt einem eingebetteten Teaser
[2] WP: Wissenswertes über Gotham City
[3] KINO – German Film: Cannes 64: Regarding Un Certain Regard
[4] WP: Bane, der fiktionale DC-Charakter
[5] PHUTURAMA: Captain America – Der Erste Rächer ist ein Mann von Gestern

Das Batman-Motiv von Mœbius habe ich dem sehr empfehlenswerten Blog “quenched conciousness” aka theairtightgarage.tumblr.com entnommen, dessen Mission folgende ist: “Exploring the work of Jean Giraud, aka Gir, aka Moebius.” Hier direkt auf die Archiv-Gallerie gelinkt.

Captain America – Der erste Rächer ist ein Mann von Gestern

Etwas US-Patriotisches zum Independence Day 2011: Captain America – The First Avenger steht kurz vorm Start (US: 22. Juli; Deutschland 18. August) und erste Filmbilder und Trailer liefern schon ausreichend Material, um darüber einiges zu erzählen. [1] Captain America ist als Comic-Figur sowohl ein dankbares Objekt militaristischer Propaganda auch als Projektionsfläche subversiver Persiflage – wie von Peter Fonda in Dennis Hoppers Easy Rider verkörpert. [2]

Diese problematische Stellung des “ersten Rächers” selbst im Homeland Universe spiegelt seine Geschichte in Marvels “Golden Age” und seine Wiedererweckung im 1960er “Silver Age”, die auch die wesentliche Grundlage für die jetzige Verfilmung bieten. Captain America ist nämlich ein “Mann von Gestern.”

Die universelle Grundgeschichte des Hänflings Steve Rogers, der dank des “Super Soldier”-Experiments der US Army zum Superhelden evolviert, bewegt sich in dem insbesondere für Marvel-Helden charakteristischen reziprok-proportionalen “Fallhöhe” zwischen all zu menschlichen Schwächen und superheldischen Überkräften. Interessant aber für die Einordnung der Figur ist der Starttermin der “Golden Age”-Serie vor über siebzig Jahren. Marvel hieß damals noch Timely, und Stanley Lieber aka Stan “The Man” Lee gab sein Debut als Autor in Captain America #3 im Mai 1941.

Captain America ist also keine militär-faschistoide Propaganda-Erfindung des mehrheitlichen WASP-Milieus, sondern ähnlich Jerry Siegels und Joe Shusters Superman eine “Überintegrationsfigur”. Unter dem Eindruck des Zuzugs der vor der Judenverfolgung in Deutschland und Europa Flüchtenden – oftmals Familie und Freunde – fanden die jungen Amerikaner jüdischer Herkunft ein Ventil für ihre Wut gegenüber der für sie skandalösen Zurückhaltung der Vereinigten Staaten. Erst im Dezember des gleichen Jahres, in dem Captain America erscheint, wird mit Pearl Harbour Amerikas Kriegseintritt erzwungen.

Captain America – The First Avenger folgt ähnlich wie schon X-Men: First Class [3] dem Marvel-eigenen publikationshistorischen Mythos und spielt zur Zeit des 2. Weltkriegs. Die Feind ist Nazi-Deutschland, die geheime Über-SS-Organisation Hydra und der Erzbösewicht Red Skull, dessen Totenkopfhaftigkeit im Make-up leicht ins Lächerliche hätte umschlagen können. Ob der “Cap” wie auf den Cover des ersten Comic dem “GröFaZ” direkt die Fresse mit dem Schild poliert, kann ich noch nicht sagen.

Während ich der Story wie leider den meisten bisherigen Superhelden-Adaptionen keine besondere Tiefendimension zutraue, so scheint mir das Design der Marvel Studios-eigenen Produktion sehr gelungen. Die Entwicklung des “Super Soldiers” von der Propaganda-Figur der US Army-Truppenbetreuung – wie im Bild oben – zur echten Superheldengestalt in einer combat proven Kämpferrüstung erscheint glaubhaft zwischen WWII-Vintage Style und den Anforderungen an das Superhelden-Genre zu vermitteln. Der hammerschlag-grüne Vita-Ray-Konverter, aus dem die neugeborene Superkämpfergestalt entsteigt, ist ein erstklassiger retro-fiktionaler Entwurf. Die kurz im Trailer auftauchenden Hydra-Schergen-Krafträder scheinen mir über zu moderne Teleskop-Gabeln zu verfügen; aber die Nazis hatten zu den Olympischen Spielen 1936 ja auch schon Fernseh-Liveübertragungen.

Wichtig auch, weil der Film zum Schluss den Weg in die Gegenwart des kommenden “Avengers Assemble!”-Films [4] weist, das Goßereignis auf die Marvel Studios seit Jahren schon mit ihren Filmen Iron Man, Iron Man 2, The Incredible Hulk und Thor zusteuert. Wie ich gelesen habe, wird ein Nazi-Nurflügel-Tarnkappenbomber [5] irgendwo im ewigen Eis durch S.H.I.E.L.D. geborgen werden – mit einem tiefgefrorenen Captain America an Bord. Mit diesem Schluss folgt der Film der ursprünglichen Wiedereinführung des Captains ins “Silver Age” von Marvel: Als ein aus der Zeit gefallener Veteranenknochen des 2. Weltkriegs, dessen Aneckpunkte mit der Moderne jede Menge dramaturgisches Reibungspotential verspricht.

Politisch steht die Figur für Amerikas gegen die üblichen Parteilinien verlaufende Richtungsdiskusssion zwischen, wenn nötig, unilateralen Interventionisten und auf “Amerika First!” sich rückbesinnender Isolationisten. Dies ist ja das geheime Versprechen der Popkultur, das ihre Massenerzeugnisse in ihrer vermeintlichen Unernsthaftigkeit und Oberflächlichkeit die ‘wahren’ Befindlichkeiten und unausgesprochenen Sehnsüchte einer Gesellschaft zu dechiffrieren vermag. Insofern ist dies vielleicht ein tröstliches Bild der US-Gesellschaft, dass ihr erster Krieger und Rächer ein anachronistischer Mann von Vorgestern ist – und in Zukunft in eine breite multilaterale irreguläre Kampfeinheit eingebunden sein wird.

[1] Marvel Studios offizielle Flash-verstrahlte “Micro Site” zum Film
[2] WP: Easy Rider von Dennis Hopper (1969)
[3] PHUTUTAMA: X-Men First Class 1960s Visual Archeology
[4] WP: The Avengers von Joss Whedon. Bei diesem Lemma gibt es wohl keine Pre-Relevanz-Problematik
[5] How to be a Retronaut hat eine Zeitkapsel über “Hitler’s Stealth Bomber” veröffentlicht

“Versagensängste in verschiedenen Verkehrssituationen” – Transformers 3: Auf der dunklen Seite des Mondes

Da die Erwartungen aufgrund meiner TV-Erlebnisse mit den vorherigen Transformers-Verfilmungen denkbar niedrig gehalten waren, konnte mich Transformers 3 – Auf der dunklen Seite des Mondes gar nicht mehr richtig enttäuschen. Die teils schweren Totalverrisse z. B. in Fünf Filmfreunde [1] und Spiegel Online [2] lassen einige schöne Aspekte des Films und bemerkenswerte popkulturell-nerdige Anspielungen in den Dialogen (die sogar die deutsche Synchronisation überstanden haben) unberücksichtigt.

So erfahren wir passend zum 50-jährigen Jubiläum der bemannten Weltraumfahrt, dass das ganze “Space Race” der 1960er Jahre zwischen den Großmächten nur der Bergung des gestrandeten cybertronischen Raumers Ark galt. PERRY-RHODAN-Feunde aufgemerkt: jetzt klaut Hollywood uns auch noch den Gründungsmythos unseres Mannes im All! Und aktuell zum Beschluss des Deutschen Bundestags zum vorübergehend finalen Atomausstieg erfahren wir endlich auch, was 1986 wirklich den Tschernobyl-Super-GAU ausgelöst hat: Schlamperei im Umgang mit cybertronischen Energon-Trägern.

Darüberhinaus werden amerikanischen Ur-Traumata von der Ermordung Abraham Lincolns und JFKs (im wiederkehrenden Motiv des Lincoln Continental), der Challenger-Katastrophe bis hin zu den Angriffen des 11. Septembers 2001 abgehandelt. Wesentliche Teile der wichtigsten Action-Sequenzen stellen die Frage: “Was hättest Du gemacht, wenn Du an 9/11 in den Twin Towers gewesen wärst?” Hochsensibel, aber auch etwas perfide die demonstrative Zerlegung Chicagos anstelle des Katastrophenfilm-technisch verbrannten New Yorks.

Das Staraufgebot und das sichtbare Vergnügen der Hollywoodrecken wie John Malkovich, Patrick Dempsey, John Torturro oder – ganz wunderbar – Frances McDormand als eine positive US-Verkörperung des abtrünnigen SMERSH-Führungskaders Rosa Klebb (Lotte Lenya) aus From Russia with Love [3] sind das notwendige Salz in den ständigen Crash-Crescendi dieser digitalen 3D-Stock Car-Battle! Darüberhinaus gibt es noch ein wunderbares Cameo mit Buzz Aldrin als Zeitzeuge des großen Apollo-11-Cover-ups.

“Congratulations, Michael Bay!” [4] Auf Basis einer für Jungen bis 9 Jahren altersgerechten Hasbro-Spielzeugroboter-Franchises, die eine amerikanische Übernahme des japanischen Robot-Animismus (≠ Anime) sind, eine Blockbuster-Serie aufzusetzen, die auf das aus eimergroßen Popcornkübeln mampfende Teenager-Kernpublikum von 16 bis 19 Jahren gerichtet ist und im wesentlichen deren Versagensängste in unterschiedlichen Verkehrssituationen – Sex, individuelle Mobilität und Berufsaufstieg – mit deren testosteron-überbordender Pubertäts-Jungmännlichkeit metaphoriert, finde ich eine handwerklich bemerkenswerte Leistung (Buch: Ehren Kruger).

Leider habe ich noch keine Gender Studies-erprobte Stimme gehört, die mal nach dem Verbleib der TransformerInnen fragt. Ob Autocons oder Decepticons, der Grundkonflikt dieser zwei offenkundig aus post-ideologischen Gründen gegeneinander kämpfenden Robotervölker ist ganz klar ein männlich dominiertes Diskurs-Heat.

Die Kritiker werfen dem Film dann auch noch Ernsthaftigkeit vor, was bedeutet, dass die im Film dargestellten Konflikte tatsächlich durchgekaut werden – bis zu einem gewissen guten Ende. Niemals war übrigens das dramaturgische Stilmittel des Deus ex Machina so zutreffend wie beim finalen Move, der die gute Autocon-Ordnung auf Erden wieder herstellt.”

Das in Wikipedia [5] genannte Budget von $ 195 Mio. nehme ich dem Film übrigens ab – jeder Voxel ein Milli-Cent!

[1] Fünf Filmfreunde: “Aber dank 3D muss sich Bay von seinem üblichen Nahaufnahmen/Wackelcam-Schnittinferno verabschieden und tatsächlich mal zeigen, was eigentlich gerade passiert.”
[2] SPON: “Die humorfreie Blech-Parade erweist sich als absolut unterhaltungsuntüchtig.”
[3] WP: Ian Fleming’s James Bond 007: From Russia with Love
[4] Michael Bays Blog: “Hasbro Thanks Michael Bay in The Hollywood Reporter”
[5] WP: Transformers 3 – Dark of the Moon

Der schmale Grat zwischen Kitsch und Kunst – Terrence Malicks The Tree of Life

"Fiat Lux"– Jessica Chastain in Terrence Malicks The Tree of Life; courtesy Fox Searchlight

Terrence Malicks The Tree of Life gilt als cineastischer Höhepunkt, den man sich nicht entgehen lassen darf. [1] Ist der Film den Hype wert? Bin ich jetzt ein anderer, besserer Mensch – oder bilde ich es mir zumindest ein? Filmfreundin @waxmuth war jedenfalls wie schon eine ganze Reihe Kritiker in Cannes (trotz späterer Goldener Palme) gar nicht angetan und schrieb die wunderbar lakonische Twitik: “The Tree of Life fällt in die Kategorie: Prätentiöses Geschwurbel.” [2]

Ich versprach ihr zur Ehrenrettung des Films einige seiner guten Seiten herauszustellen – mit den für PHUTURAMA spezifischen Anmerkungen.

The Tree of Life ist eine Elegie. Eine filmische Visualisation der Kindheitserinnerungen eines Architekten (Sean Penn), der anlässlich des Todestags seines jüngeren Bruders in Flashbacks seiner Jugendzeit zurückversetzt wird und die persönliche Familientragödie in den universellen Rahmen des Theodizeeproblems [3] stellt. Filmisch und dramaturgisch wird dies in mehreren bildmächtigen kosmologischen Sequenzen eingebunden, wie sie in dieser Art nur von Stanley Kubricks 2001 – A Space Odyssey (“Jupiter – And Beyond”) [4] vertraut sind.

Aus der subjektiven Perspektive des Protagonisten heraus erzählt  The Tree of Life einige Schlüsselmomente der Jugend, deren visuelle Kraft und Schönheit gerade aus der Stilisierung und Idealisierung der Erinnerung gezogen wird: Die feenhafte Erscheinung und Sanftmut der Mutter (Jessica Chastain), die Verliererhärte des scheiternden Vaters (Brad Pitt), die stereotyp-suburbane Heile-Welt-Idyll der Fünfziger Jahre, das nur in wenigen unangenehmen Momenten die damaligen sozialen Härten aufklingen läßt (Verhaftungsszene auf der Main Street, Sonntagsausflug in die ärmliche Black Neighbourhood von Waco, Texas).

In der Rückerinnerung fühlt der Protagonist Schuld – der Karrierearchitekt, der sich den Härten des Lebens in der ständigen Auseinandersetzung mit dem Vater gestellt hat und in seinem Erfolgsleben diesem gegenüber nun triumphieren könnte. Er fühlt sich schuldig, gegenüber dem jüngeren, sensibleren Bruder der Erfolgreichere im Überlebenskampf gewesen zu sein, wie es in den naturgeschichtlichen Evolutionssequenzen als das rein darwinistische “väterliche” Prinzip des “Lebens” gespiegelt ist.

Hoffnung auf den Weg religiös-spiritueller “Gnade”, wie er in der Muttergestalt verkörpert wird, spendet sich Malick, wenn in der entrückten Schlusssequenz am Salzsee alle Lebenden und Toten sich wieder begegnen.

Pathos und stereotype Religiosität visualisiert Malick in den Bildern teilweise eins zu eins; den schmalen Grat zum abgrundtiefen Kitsch überschreitet er des öfteren. Die grandiosen Bildmotive und die unglaublich gut montierten Bewegungen der Kamera in den rauschhaften Familiensequenzen entschädigen dafür. Sie entsprechen dem Fluss unserer prägenden Kindheitserinnerungen die Memory Lane hinab.

Wer Terrence Malick diese Bildstereotypen vorwirft, sollte Quentin Tarantino gleichfalls des klischeebeladenen B-Movie-Epigonentums anklagen. In seiner Spiritualität erscheint The Tree of Life aus der Zeit gefallen. Wer sich diesen letzten Fragen nach dem Warum? entzieht, der leistet allerdings aktive Verdrängungsarbeit – wie wahrscheinlich der Protagonist, der eine lebensfeindliche, Hochglanz-Spiegelglasfassadenwelt bewohnt, in der Menschen mit Pappbechern in der Hand sich ständig anrempeln. Gibt es zwischen all diesen reflexhaft abwehrenden Spiegeln noch authentische Bilder?

In der Retrospektive des Fünfziger-Jahre-Americana-Idylls gibt es sie jedenfalls. Malicks Ikonographie ist damit auch eine allgemeine Kritik an der lebensfeindlichen amerikanischen Spätmoderne, die das menschliche Maß, jeden Stil und jede Proportion verloren hat. Die Reflexion über das Verlorene der Kindheit ist eine Kritik an der verlorenen, aber natürlich eingebildeten und fortschrittsgläubigen Unschuld Amerikas.

Terrence Malick arbeitet nach dem Erfolg von The Tree of Life an einer sechseinhalbstündigen Redux-Version [5]; vielleicht ist die notwendig, um diesen Film wirklich zu verstehen. [6]

Für alle noch Unentschlossenen, dieser Film ist wirklich fürs Kino gemacht, und vielleicht kann dieser Trailer selbst am Monitor für den Rausch der Bilder  einnehmen.

[1] Dorothea Holloway über The Tree of Life in KINO – German Film
[2] https://twitter.com/#!/waxmuth/status/82906477119021056
[3] WP: Theodizee
[4] WP: 2001 – A Space Odyssey]
[5] Fünf Filmfreunde: The Tree of Life: — Terrence Malick arbeitet an einer Sechs-Stunden Fassung
[6] WP: The Tree of Life (Film) – Lustig naive Plotbeschreibung für alle, denen meine Interpretation nicht genügt

X-Men: First Class 1960s’ Visual Archeology

Alles dreht sich darum, wie er zum Helmträger wird: Eric Lensherr (Michael Fassbender) aka Magneto, courtesy 20th Century Fox

Es ist durchaus möglich, dass ich alle Marvel-Verfilmungen der letzten zwanzig Jahre gesehen habe – manche davon zwar nur im TV –, und ich deshalb guten Gewissens sagen kann, dass X-Men: First Class [1] eine der gelungeneren davon ist. Ob es für ein zweites und drittes Wiedersehen langt, was ein persönliches Qualitätskriterium für mich ist, möchte ich jetzt noch nicht sagen. Neben allen X-Verfilmungen – leider ist X-Men Origins: Wolverine für mich die schwächste davon – gefallen mir die wunderbar geerdeten Fantastischen Vier, Iron Man sowie beide Hulk-Filme ganz ordentlich. Und da ich gerade das “Rächer sammeln!” höre, Thor [2] steht für mich noch an, und auf Captain America: The First Avenger [3] bin ich schon sehr gespannt. Spider-Man I – III war mir schon zu mainstreamig. Elektra hingegen war ein kleiner, schöner Seitenblick in einen Nebenarm des Marvel-Universums.[4]

Eine Schwierigkeit der Marvel-Verfilmungen ist, dass sie die jeweilige origins story der Helden in einer parallelen Jetztzeit re-inszenieren und rekontextualisieren müssen, was bei Iron Man wunderbar gelang – in einer derart gelungenen Parodie auf das testosteron-geschwängerte Alphatier-Gehabe Larry Ellisons, dass der Oracle-Chef sich so geschmeichelt gefühlt haben muss, dass er im 2. Teil seinem Alter Ego Tony Stark in einem kurzen Cameo die Aufwartung macht. Was bei Spider-Man als ursprünglichen New York City “friendly neighborhood” Superheld der 1960er nicht mehr gelingen will – wie es die als Knallcharge denunzierte Figur des Daily Bugle-Herausgebers J. Jonah Jameson, wenn auch unterhaltsam, beweist.

Viele der ursprünglichen Charakteristika der Marvel-Supelhelden wurzeln im jeweiligen gesellschaftlichen und zeitlichen Kontext ihrer Entstehung. Das Umtopfen in die heutige Zeit gelingt, wenn die Werte, für die die Helden einstehen, so universell sind, dass sie überall und zu jeder Zeit zu überzeugen vermögen. Um so einfacher aber ein Superhelden-Film wie X-Men: First Class [5],der als Prequel zur bisherigen X-Serie in die Entstehungszeit seiner Comic-Vorbilder eintauchen darf. Er fackelt dabei ein ikonographisches Feuerwerk des 1960er-Eklektizismus ab, in dem zwischen 007s Dr. No [6], Mit Schirm, Charme und Melone [7] und Dr. Strangelove’s “War Room”[8] alles zitiert wird, was die erste Hälfte dieses so erstaunlichen Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts zu bieten hatte. Und dies wird teils cross-medial über Bande gespielt, da sowohl die zugrunde liegenden Comics der 1960er als auch die zeitgenössischen Filme wie ihre postmodernen Re-Enactments (Mad Men [9]) reflektiert werden.

Die Kontinuitäten des “X-Universe” gegen den Strich gebürstet

Ich bin, was die “X-Corner”[10] des Marvel-Universums anbelangt, nur ein Oberflächenschnorchler, so dass ich mir erst einmal via Wikipedia die Authentizität aller hier auftauchenden Mutanten und Superschurken garantieren lassen musste. Und alles stimmt irgendwie – wenn auch gegen jede ordentliche Kontinuität des Marvel-Universums! Dass X-Men: First Class nebenher die Kuba-Krise von 1962 mit einen historisch bisher kaum belegten Spin neu erzählt, sei geschenkt. Mit dem der Mit Schirm, Charme und Melone-Folge “A Touch of Brimstone”[11] entlehnten Hellfire-Club und seinen Hauptprotagonisten Sebastian Shaw and Emma Frost (die ihre Bondgirl-meets-Barbie-Ambiguität noch durch eine ultimative 007-hafte “Diamond Girl”-Formwandlungsfähigkeit zu toppen weiß) verknüpft X-Men: First Class aus dem Comic-Universum legitimierte Handlungsmotive zu einem stimmigen Film-Ganzen. Es dies die Geschichte eines gefallenen Engels – die Geschichte, die George Lucas uns vielleicht gerne über Annakin Skywalker und seine Wendung zur bösen Seite der Macht in den Star Wars-Prequels erzählen wollte, aber nicht vermochte. Es die tragische Geschichte des charismatischen Eric Lensherrs, der zu Magneto und damit zum super-schurkischen Führer der “Bruderschaft der Mutanten” wird. Und es ist die tragische Geschichte des Endes einer großen Freundschaft – zu Charles “X” Xavier, als dessen ewige Nemesis Magneto Eric Lensherr alle späteren X-Men-Geschichten durchziehen wird.

Gibt es formalisierte Hollywood-Regeln für ein gelungenes Prequel?

Eine könnte vielleicht lauten, dass zu Beginn erst einmal alles anders sein muss als gewohnt, damit alles sich so wenden kann, wie es zukünftig schon einmal war. So sind die späteren “Erbfeinde” Professor X und Magneto in X-Men: First Class zuerst einmal kongeniale, gleichberechtigte, wenn auch unterschiedlich temperierte Charaktere – und Eric Lensherr nimmt hierin die für die X-Men so elementare Rolle des draufgängerischen Wolverines ein, so dass dieser bei der in kurzen Szenen eingespielten Mutanten-Akquisitionstour der beiden es sich leisten kann, den beiden einen Korb zu verpassen (in einem kurzen Gastauftritt Hugh Jackmans).

Und so sympathisch und charismatisch der jungen Eric Lensherr (Michael Fassbender) gezeichnet ist, der als einsamer Wolf den versprengten Nazigrößen in ihren üblichen Verstecken (Argentinien) nachjagt, um seinen Peiniger, “Mutantenforscher” und Muttermörder Sebastian Shaw alias “Dr. Schmidt” (Kevin Bacon) zur Strecke zu bringen, so ist sein noch nicht an den Rollstuhl gefesseltes Äquivalent Charles Xavier (James McAvoy) eher ein Bruder Leichtfuß und akademischer Springinsfeld, dem die globale Verantwortung und Seriosität des späteren Professor X noch nicht in die Wiege gelegt sind. Der “erste Jahrgang” der Mutanten – wann werden eigentlich mal die lächerlichen false friend-falschen Filmtiteleindeutschungen (“Erste Entscheidung”) aussterben? – wird hier noch nicht im als Internat für Hochbegabte getarnten “X-Mansion” in Westchester County, New York ausgebildet, sondern in einem CIA-eigenen beton-brutalistischen Forschungskomplex – der “Division X” – unter der Leitung des sympathisch-verschluderten “The Man in Black” (Olive Platt) trainiert, aber eben auch kaserniert. Hier entwickelt First Class auch seinen ganzen, ihn an den Kern aller anderen X-Verfilmungen nahe bringenden Charme des Internats- und Coming-of-Age-Genrefilms. Die Teenager-Mutanten nehmen die Coming-out-Rituale der späteren Emanzipationsbewegungen der Hippie-Ära vorweg – oder sind es gar die Rituale der heutigen Casting-Shows á la DSDS und GNTM? Es ist ein schöner Drehbucheinfall, die für Comic-Fans “heiligen” Heldennamen als Resultate einer nächtlichen Blödelrunde vorgeführt zu bekommen. Die “normal-humane” Führungsoffizierin CIA-Agentin Moira MacTaggert (Rose Byrne), als eine etwas sehr offensichtliche Emma Peel-Referenz eingeführt, steht den Jungspunden als freundlich-gestrenge “Klassenlehrerin” zur Seite – und ist über solcherart Unernst nicht erfreut. Für uns Zuschauer erfüllt Moira die Rolle des verbindenden Elements zur abgedrehten Mutantenzirkustruppe. Als Xaviers love interest nimmt sie dramaturgisch die Rolle im Gruppengefüge ein, die wir aus der im Heute angesiedelten Trilogie von Famke Jansen’s Verkörperung der Jean Grey kennen – natürlich ohne deren dämonischer Phoenix-Identität wie in X-Men III: The Last Stand [12] entfesselt.

Visueller Bildspeicher der ultracoolen 1960er Americana

Als Ausstattungs- und Kostümfilm der coolen 1960er Jahre gewinnt X-Man: First Class natürlich jeden Preis. Waren die Lederkombis der aktuellen X-Filme schon heiß, so sind die schwarz-dunkelblau-gelben Lederkombis ein echter Genuss! Selten sahen im Realfilm umgesetzte – bunte! – Superheldenkostüme zeitgleich so überzeugend funktional als auch retro-chic aus – und das in überzeugender Anlehnung and das Kostümdesign des 1963er Ur-Comics der Uncanny X-Men. Die schwarzen Anzüge der CIA -“Men in Black” sind hier natürlich auch völlig authentisch, während sie in den späteren MiB-Filmen[13] eine eher komische Verkleidung sind – mehr Pan Tau als Secret Service. Über Emma Frost’s (January Jones) Diamantgestalt als Uber-Bondgirl habe ich oben schon geschrieben; ihr mit Superschurke Sebastian Shaw benutztes Atom-U-Boot, aufgetaucht im arktischen Eis, erscheint mir als Referenz an die “USS Nautilus”, das erste nukleargetriebene U-Boot der Welt, das mit seiner erstmaligen Nordpol-Unterquerung 1957 Weltberühmtheit erlangte. [14] Und dessen mentalgesicherte Eignerkabine mit dem selben Op-Art-Tapetenmuster wie mein PHUTURAMA-Hintergrundbild [15] ausgestattet ist – sehr geschmackvoll!

Ein bisschen zu viel der Koinzidenzen wurde es mir in der glücklicherweise nur kurzen Eröffnungssequenz zur Hellfire Club-Geheimloge im fiktiven Las Vegas-Casino “Atomic” (sic!). Denn das originale Ocean’s 11 [16] Las Vegas der 1960er mit seinem historisch verbürgten “Stardust”-Casino [17] im pursten Astro-SciFi-Look habe ich mir schon für das PERRY RHODAN: RISIKOPILOTEN-Webcomic Vegas gesichert. Und was auch nicht schön ist, aber im Rahmen der generell unseriösen Marvel-Technikadaptionen schon in Ordnung geht, ist die anachronistische Verhunzung der einzigartigen Supersonic-Ikone SR-71 Blackbird [18] zu einem VTOL-fähigen [19] Mutantentruppentransporter, den dann auch noch der genialische Dr. Henry McCoy alias Beast (Nicholas Hoult) im Alleingang konstruiert haben will. Immerhin historisch richtig ist, dass das für die Stealth-Technologie wegweisende Spionageflugzeug der Lockheed Advanced Development Projects Unit alias “Skunk Works” durch die CIA beauftragt worden ist.[20] Die 1960er-Retrospektive wird zum Schluss noch abgerundet durch einen 1a-Bond-würdigen Abspann, wie übrigens die gesamte musikalische Untermalung 007-haftes Flair verströmt. Der lieblos angeklatschte, belanglos kontemporäre Official Song “Love, Love” – ausgerechnet von Take That – bleibt mir unverständlich und unerklärlich – gerade bei Robbie Williams immer wieder erklärten Ambitionen auf authentischstes Bond-Hipstertum.

Moralische Aporien

Zum Abschluss noch einige Bemerkungen zur mitunter zwiespältigen Moral von X-Men: First Class. Die KZ-Eingangsszene mit dem jungen Eric Lensherr, der von seinen Eltern getrennt wird und dabei seine mutantischen Magnetkräfte zum Ausbruch kommen läßt, ist dem eindrucksvolle Beginn aus X-Men nachempfunden, das hier in den weiteren Rahmen der Machenschaften eines Dr. Mengele-artigen Sebastian Shaw eingebettet wird. Dessen kolportierte Alterslosigkeit wird im immer seltsam künstlich aussehenden Gesicht Kevin Beacons perfekt wiedergespiegelt. Die schier unfassbare Bürde des jungen Eric, genau dann mit seinen übermächtigen Mutantenkräften versagt zu haben, als es galt seine Mutter vor Shaw/Dr. Schmidt zu retten, bleibt das psychische Trauma, das die unheilvolle spätere Entwicklung des Eric Lensherr zu Magneto um so vieles glaubhafter macht als beispielsweise die Tötung der Eltern des jungen Bruce Wayne als Ausgangspunkt für die Enstehung Batmans – um mal ins benachbarte DC-Universum zu blinzeln. Es ist eine kleine Münze, die erst in Blut getränkt, die Geschichte des jungen Eric vollendet. Eine Tragik des späteren Professor X, dass er als telepathisch-empathischer Mitwisser um Lensherrs Lebenstrauma die unglückselige Metamorphose Magnetos nicht verhindern kann. Das Band zwischen den beiden reißt – und wird niemals wieder verbunden werden können.

Trotz dieser humanistischen Aporie, in die uns X-Men: First Class entläßt, ist es schon etwas befremdlich und gar nicht einmal so “krypto-rassistisch”, dass die einzigen non-caucasian Mutanten des “ersten Jahrgangs” entweder bei erster sich bietender Gelegenheit sterben (ausgerechnet Armando “Darwin” Muñoz), schnöde die Seiten zu Gunsten des Hellfire Clubs wechseln (“Angel” Salvadore) oder wie die komplett fremdartige gestaltwandelnde Mystique – Xaviers erste Begegnung mit Mitmutanten und Jugendfreundin – mit Magneto zieht. Allerdings der Liebe willen. Dass Magneto auch noch “Diamond Girl” Emma Frost wieder aus der CIA-Gefangenschaft befreit und dabei in seinem samtroten Las Vegas-Villain-Klamotten samt Anti-Suggestoren-Helm zum Davonlaufen billig aussieht, ist wenigstens eine ästhetische Lehre aus der tragischen Geschichte des Fall von Eric Lensherrs: Er wird für seine Wendung zum Bösen mit schlechtem Geschmack gestraft.

[1] Die offizielle, verflashte Website www.x-menfirstclassmovie.com
[2] Die ebenfalls verflashte offizielle Website zu Thor
[3] WP: Captain America: The First Avenger
[4] WP: Marvel Universe
[5] WP: X-Men: First Class
[6] WP: Dr. No – der erste James Bond 007-Film (1962)
[7] WP: Wegen der Verwechslungsgefahr zu Marvels Avengers hier der deutsche Eintrag
[8] WP: Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb – insbesondere Ken Adams “War room” wird in First Class gehuldigt
[9] WP: Mad Men
[10] WP: “This article is about the superheroes.”
[11] WP: “A Touch of Brimstone is an 1966 episode of the television series The Avengers. It is widely known for Diana Rigg’s ‘Queen of Sin’ costume.”
[12] WP: “Also known colloquially as X-Men 3 or X3.”
[13] WP: Men in Black-Filmreihe
[14] WP: USS Nautilus (SSN-571)]
[15] twitter.com/#!/PHUTURAMA
[16] WP: “Ocean’s 11 (1960) – heist film starring five Rat Packers: Peter Lawford, Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis, Jr., and Joey Bishop.”
[17] WP: “Stardust” Resort & Casino
[18] WP: “The Lockheed SR-71 ‘Blackbird’ was an advanced, long-range, Mach 3+ strategic reconnaissance aircraft.”
[19] WP: “VTOL is an acronym for vertical take-off and landing aircraft.”
[20] WP: “Skunk Works is an official alias for Lockheed Martin’s Advanced Development Programs (ADP), formerly called Lockheed Advanced Development Projects.”

Still in Control – or Under Control?

Film still from Volker Sattel’s Under Control, courtesy credo film

Three years ago – before the ongoing Fukushima meltdown crisis following March’s Japanese earthquake and the subsequent apocalyptic tsunami –, Volker Sattel began work on Unter Kontrolle (Under Control) unaware of its burning topicality in Germany’s particularly controversial debate about nuclear power. The documentary premiered in the Forum at the 2011 Berlinale and focuses on the ›here and now‹ of the almost publicly suppressed artefacts of a »hi-tech« era which was so characteristic for the booming post-war decades in the developed countries of the Western hemisphere. It gives a unique insight into the strange world of the nuclear industry which will now be off-limits to the public eye for many years – because of Fukushima.

Clearly timed to coincide with the 25th anniversary of the 1986 Chernobyl disaster – still by far the worst nuclear power plant accident in history –, Volker Sattel’s »archaeology of the atomic age« skillfully captures the daily working routines in these cathedrals populated by a predominantly male order in never-before-seen pictures which meticulously subvert the original statements of this nuclear high priest caste. They seem to have fallen out of time as their monstrous mega-complexes are caught in a 1970s time loop.

The archaeological approach is evident when Sattel enters the pharaonic reactor core of Austria’s Zwentendorf nuclear power plant which never came online because of a referendum. Today, the partly dismantled facility serves as a training centre for engineers and staff of Germany’s nuclear power plant providers. Completely absurd and undermining the bright prospects for a future plutonium age are those scenes in the abandoned fast breeder reactor in Kalkar which has been turned into the »Kern-Wasser Wunderland« fairground attraction with its spectacular, but outlandish carousel inside the gigantic ventilation stack chimney.

This unforgettable imagery and the almost congenial atmospheric soundtrack of this strange world also show that Sattel has a clear eye for the pop-cultural iconography of science-fiction movie heritage – whether it is the deserted Kubrick-style mock-up control centres of the simulation centre in Essen, the post-doomsday images of demolished Chernobyl-type power plants in Eastern Germany, or – with a subtle sense of humour – the establishing dolly shot of a single nuclear fuel rod exhibit citing the famous opening in George Lucas’ Star Wars Episode IV: A New Hope (1977) when the literally never-ending Imperial Star Destroyer of Darth Vader come onto the scene.

However, the enigmatic nuclear radiation isn’t an invisible »Phantom Menace«: abstract traces of radiation are shot in an alcohol-saturated »fog chamber«, the beauty of the supernatural blue Cherenkov radiation and, finally, the flickering radiation striking the spectator. The end titles are underlain with film footage exposed in the radioactive core of a research facility. A unique, but eerie moment in film history when the film stock is seemingly converting itself into an intimidating source of hazard. Are we still in control – or under control?

This review has been published in the recent print issue #100 of KINO – German Film & International Reports.

“Czarnobyl Mutation” at ATM Gallery, Berlin

Flyer of Czarnobyl's "Mutation" exhibition at ATM Gallery, Berlin.

Still on exhibition at ATM Gallery [1] till May 29, 2010 you can get a glimpse of a genuine East European phenomenon of ‘phuturismatic’ aesthetics that is deeply embossed by the 1986 catastrophic nuclear trauma of Chernobyl – even avant la lettre.

Polish urban artist Czarnobyl [2] work is rooted in a tradition which were broadly recognised by Western audiences through Andrei Tarkovsky’s famous 1979 movie masterpiece Stalker [3] which prophetically visualised the idea of a kind of Pre-Chernobyl forbidden Zone were an uncanny entity is establishing paranormal influence upon the chosen few who dare to break the boundaries and eventually reach the Room in the very heart of the prohibited area.

Although loosely based upon Roadside Picnic [4]– a short story of Arkady and Boris Strugatsky – which has a more generic science fiction approach to its matter, Tarkovsky’s movie has a strong dystopian attitude and in its contemporary reception it has been sometimes read then as a reference to the aftermath of the so called Tunguska Event [5] or other strictly classified, but unmistakeably man-made nuclear incidents in Soviet history before the Chernobyl hellfire break lose.

The later successful ego-shooter game series S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chernobyl [6] borrowed key elements from both – the Strugatsky novel and the Tarkovsky movie and embossed positively a genuine ‘post-soviet’ style of game design and futurist envision which could be described by categories like heavily dark and grey dyed contrasts and a generally ‘wrecked’ and dystopian look and feel.

More interesting background information to this whole complex can be read at BLDGBLOG’s post “Ghosts of the Future: Borrowing Architecture from the Zone of Alienation” [7].

The artwork of polish born artist Czarnobyl fully fit into this scheme, but it seems he knows to over-exaggerate it to a degree where something unique is coming into play.

[1] Official ATM gallery web site
[2] Czarnobyl’s MySpace portfolio
[3] Wikipedia on Stalker
[4] Wikipedia on Roadside Picnic
[5] Wikipedia on the Tunguska Event
[6] Wikipedia on S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chernobyl
[7] “Ghosts of the Future: Borrowing Architecture from the Zone of Alienation” by BLDGBLOG

Update: Today, May 25, 2010, 20:15 Franco-German high-brow culture TV channel ARTE brings the documentary Tschernobyl – Die Natur kehrt zurück (Chernobyl – Nature’s Turnig Back) (France, 2010, 90 mn) by Luc Riolon who focus on scientific observations from the Zone around the notorious havarist reactor cell. Reruns of this programme are scheduled for May 27, 2010 at 10:40 and June 15, 2010 at 01:05 – and don’t forget to use the web-based offer of a temporary archive service named ARTE+7.

“Metropolis” Mythically Transgressed by Comic Artist Michael W. Kaluta

The Mensch-Maschine by comic artist Michael W. Kaluta's vintage graphic novel masterpiece of 1988, courtesy www.kaluta.com

In the wake of the Metropolis 27/10 renaissance (see recent post here in this blog [1]) at the 60th Berlinale, thanks to Nerdcore [2] and Golden Age Comicbook Stories [3] I stumbled over the 1988 masterpiece of comic art by renowned illustrator Michael W. Kaluta [4].

Kaluta has more and more turned his career into a still, but not merely comic-centric cover artist whereas his own series kept rare – StarstruckThe Shadow and Eve (a spin-off of The Sandman saga). Kaluta’s official homepage [5] is worth an intense study.

As this snippet from his Metropolis Graphic Novel based by the original Thea von Harbou novel shows that he is an extraordinary gifted penciller, although his elaborate style isn’t really suitable to fit into standard comic industries tight production requirements – heavily based on a strict division of labour.

Metropolis shows the awesome variety of Kaluta’s penciling abilities, but the tendency that every panel of the sequence wants to be more than just a decent servant oft the superordinate story line is evident. But to get the immersive power of the Metropolis myth you might get no better witness than this masterpiece of illustrative, not necessarily sequential art.

Michael W. Kaluta splash images might spark the imagination in a way the Alan Lee [6] artwork did for the classic Tolkien’s Lord of the Rings editions. It is no-brainer that, if in the aftermath of the Hollywood 3D frenzy a CGI obsessed sort of Peter Jackson would try to create a definite remake of Metropolis he would take Kaluta’s work as the 1:1 model for its production design.

The original Metropolis issue is out of print, so our initial Sinnspruch remains: “We Are Keeping A Close Eye on You!”

[1] Metropolis 27/10 – “We Are Keeping A Close Eye on You!”
[2] Nerdcore – “The Blog About Very Cool Stuff. Und so.”
[3 Golden Age Comicbook Stories – Dr. Door Tree’s impressive resource on this very topic
[4] Wikipedia on Michael W. Kaluta
[5] The Art of Michael W. Kaluta
[6] Alan Lee’s Biography at BPIP – “A site devoted to illustrative art”

“All Along the Watchtower.” Future Archaeologies by Armin Linke

Reclaim the White Space: 'Kosturnica, Monument to Local Victims in WWII, Prilep, Macedonia', 2009, photographic print, 50 x 60 cm, Ed.: 1/5, 2AP; courtesy Klosterfelde Gallery

In the wake of this year’s very successful transmediale.10 tag line “Futurity Now!” a Twitter link thrown at me and referring to a current exhibition of Armin Linke’s at Future Archaeologies at Klosterfelde Gallery, Berlin draw my attention. The exhibition is quite small, but well selected. The collection of Linke’s photographs provides images of really existing kind of science fiction scenarios that have come to life long ago – and now are just stranded and obsolete artifacts and subject to slow-fading decay. [1]

Most impressing work of art is Linke’s exceptional 3D video Nuclear Voyage which looks like the never seen prologue to Andrei Tarkowsky’s masterpiece Stalker in a deeply sad Post-Tchernobyl world of “eternal coma.” The former future technology looks anything, but shiny. The obligatory radiation- and security-checks documented in long takes by the left-over staff of the actually inactive nuclear power stations and waste sites are a long farewell to yesterday’s high hopes of a better tomorrow.

An ironic twist by the artist is to present this footage from the glory holes of nuclear ambitions in colorful 3D-technology which could be seen as a perspicacious comment on the current hype regarding spatial viewing of images in mainstream movie spectacles like John Cameron’s Avatar or Tim Burton’s current re-interpretation of Alice in Wonderland. Armin Linke’s melancholic 3D masterpiece is a voyage into the phantom limb syndrome of our past’s failed futures.

Duration of the exhibition until March 13, 2010. Opening hours: Tuesdays through Saturdays 11 – 6 pm and by appointment.

[1] Website of Klosterfelde Gallery, Potsdamer Strasse 93, 10785 Berlin

Metropolis 27/10 – “We Are Keeping A Close Eye on You!”

This isn't Clark Kent: The re-discovered Thin Man (Fritz Rasp), Joh Fredersen's private eye, observes the patriarch's rebellious son Freder (courtesy Murnau-Stiftung / Museo del Cine)

On February 12, 2010, the Friedrich-Wilhelm-Murnau-Foundation’s almost completely restored original Metropolis 27/10 version celebrated a highly acclaimed premiere performed live in two cities simultaneously: in Frankfurt am Main’s Alte Oper as part of the interdisciplinary project cooperation Phänomen Expressionismus as well as at the Friedrichstadtpalast on the occasion of the 60th Berlin International Film Festival. [1]

The newly adapted music score, which is based on the original 1927 one, has accompanied both screenings. In Berlin, the Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin played under the direction of Frank Strobel, and  in Frankfurt, the Staatsorchester Braunschweig performed under the direction of Helmut Imig. The Franco-German culture channel arte took the chance to broadcast the event live on TV – and, an intrepid crowd of cinephilic die-hards gathered in the winter’s cold in front of the Brandenburg Gate at Berlin’s Pariser Platz. [2]

From Babylon to Belsen

From a PHUTURAMA perspective there is nothing new in Metropolis 27/10. The lost scenes, fortunately saved by an Argentinian distributor immediately after the controversial Berlin premiere of 1927, were expurgated from Fritz Lang’s original cut at least to save the commercially crucial U. S. exploitation, but it almost completely ruined Metropolis’ narrative structural integrety for decades.

It is now becoming clear that the until then very chlichéd story (“The New Tower of Babel”) is primarily propelled by the fundamental clash of the two big egos of Johann “Joh” Fredersen and the inventor Rotwang who were the founders of the gigantic high-tech city of Metropolis. They split up because of their love for the same women called Hel. She tragically passed away whilst giving birth to the son of the lately victorious Joh Fredersen who had become the undisputed hegemon of the vertically integrated Great Society of Metropolis – a Fordist nightmare of class segregation.

The brilliant, but finally vanquished Rotwang never overcomes his defeat and so he constructs a robotic (wo)man-machine to substitute his late beloved and idolised Hel. But it’s not Hel who is eventually becoming the matrix of the iconic Mensch-Maschine, it’s a young woman named Maria preaching the virtues of love and reconciliation to the impoverished workers in the abandoned Unterstadt catacombs. From the first accidental encounter in the Oberstadt’s elitist Forever Gardens it is this woman who Freder Fredersen – the magnat’s rebellious son and ‘mediating’ heart of the story – has fallen in love with.

After Rotwang disclosures his secret surrogate of Hel to Joh Fredersen, the patriarch himself forces the inventor to alter the robot form to replicate the new girl in town, Maria, who is evidently becoming a menace to the authorities. Fredersen is intending to use Rotwang’s ingenious automaton to regain his influence over the workers and his dissident son. Rotwang assents only perfunctorily to Fredersen’s plot, aiming to execute cold revenge against the rival and to destroy his metropolitan supremacy. The ‘fake’ Maria is attended to spur the underprivileged working class on to ultimately rage against the machine. The ‘machine’ as in Herz-Maschine, epitomising the entire system, not as in Mensch-Maschine. The uprising against the latter ironically comes to pass as a consequence of the first, when both villain’s sinister ambitions happened to fail by epic proportions.

The arch-malefactor Rotwang’s plot doesn’t succeed in the end, thanks to the original, humane and saint-like Maria and her loving redeemed ‘Mediator’ Freder Fredersen. After a joint heroic rescue of the lUnterstadt children abandoned by  the catastrophic surge as the insinuated consequence of the unleashed underclass’s rioting, Labour and Capital close a historic compromise in front of the holy church – citing the movie’s initial Sinnspruch: “The Mediator Between the Hand and the Brain Must be the Heart.”

This happy ending is emblematic in the context of the profoundly disturbed Weimarer Republik of the 1920s, when the Nazi regime could eventually achieve a sort of long yearned ‘compromise’ between the hand and the brain by a charismatic leader, advanced political propaganda, and brute as well as total terror – domestically and abroad.

The Anti-Modernist Monument

Metropolis prophetically envisioned the Holocaust avant la lettre in the hallucinatory sequence of the illuminated Freder Fredersen when he is confronted for the first time with the exploited workers’ misery at the central Herz-Maschine which then mutates for him into a giant man-eating Moloch of industrial mass-destruction.

There are lots of fascinating motifs of religious thought and tradition which make Metropolis’ intention look very alt-fränkisch and sceptically anti-modernist in contrast to the prevailing ultra-futuristic commonplaces like man-machine interfaces, video-phones and mile-high towers in the skies. So, beyond its iconic and paradigmatic visual as well as cinematographic qualities, Metropolis 27/10, in its reconstructed narrative, becomes an important historic witness to the unique and fatal Anti-Western mental state of Germany’s pre-Third-Reich society.

[1] The Official Website of the 60th Berlin International Film Festival
[2] metropolis2710 – The Special Website of “The World Premiere of the Restored Version of Metropolis in Frankfurt and Berlin”

German FAZ Sets Avatar’s International Reception in US-vs-PRC Synopsis

Hyper-Urbanisation Criticism or Un-American Activities? Hell's Gate on Pandora (Source: Pandorapedia.com)

James Cameron’s Avatar [1] is a tremendous commercial success and will recuperate the long and fruitful relationship between Hollywood’s Big Business blockbusters and the Science Fiction and Fantasy genre itself. Probably it is doing for 3D cinema what Halo did 2001 for the X-Box in the game branch: It is more important for its ground-breaking 3D theatrical projection technology than for visionary ‘phuturist’ statements of artistic excellence in art or design.

Although I don’t have seen it either in 3D spectacles version nor in standard 2D yet, I am tending to follow my strong prejudgements against this ‘Pocahontas-in-Space’ and trying to procrastinate any close encouters of whatever kind as long as possible. But having  in mind that our upcoming PHUTURAMA session [2] does not reflect explicitly the world-wide success of this stunningly well performing Science Fiction mega-blockbuster, I am lucky to get inspired to write something in this particular blog by the occasion that my favourite newspaper confronted their Feuilleton readers on January 21, 2010 with two synoptically arranged stories [3], referring the different reception and debate in the People’s Republic of China and in the movie’s domestic U. S. homeland.

Out of the Blue?

Avatar seems to serve as a perfect bluescreen for projecting randomly heteregenous political notions and criticisms onto it. Following the report from Frankfurter Allgemeine Zeitung correspondent the Chinese response seems to interprete and identify the role of the movie’s indigenous Pandoran Na’vi – ‘native’ or just ‘naïve’? – with the obstructive movement against brute force or just plain criminal-minded  ‘urbanisation’ practices which completely re-rendered the surface of Chinese cityscapes from scratch and produced anti-modernistic counter-heroes like the inhabitants of the famous “nail house” [4] in Chongqing. Indeed, this iconic building really resembles the Pandora’s low-gravity caused shifting mountain compounds. Limiting the cinemas that are playing the movie has been suspected therefore as an anti-oppositional move of repression by the all-mighty censorship authorities to promote the upcoming launch of a more patriotic movie on Confuzius.

Into the Black?

Verena Lueken on the other hand sums up the major complaints that has shaken the “red” Republican-American reception confronted with Avatar’s tremendous box office success. Whereas the Chinese reception got a liberal and anti-gouvernemental spin, the U. S. right wing media protagonists like John Nolte of Big Hollywood or John Podhoretz of Weekly Standard smelled betrayal and claimed completely Un-American Activities behind the movie’s simple plot. James Cameron, never denying his solid rootedness in 1960s hippie sub-culture, is suspected to undermine America’s strength and fortune by blackmailing U. S. Armed Forces, free entrepreneurship and the justified “War on Terror” – all represented in Avatar’s predominant Resources Development Administration (RDA – as an aside: signalled by a completely dull and ridiculous logo). But a free-wheeling “quasi-governmental administrative entity (QGAE)” [5] isn’t entirely unparalleled in the history of colonialism and a thankful stand-up enemy in any action flick since the creation of the world (‘Creation’ as in ‘Grand Design’). All that cries “Blackwater!”, whereas this controversial company itself (probably in reaction of such unintended castings and vaguely mantled innuendos) shifted their brand name recently into Xe Services. [6] Don’t follow this link, muhaha! Guess what? Nobody would confuse now a well-respected private military contractor and security consulting firm with a completely fictitious Hollywood blockbuster villainous entity.

In the end, all these allegations could easily point at Rupert Murdoch’s Fox produced real-time TV success series 24 as well – with the sublime difference that in Avatar a Jack-Bauer-like character mask does not necessarily strangle innocent beings to go blue in the face.

[1] Avatar: The Official Movie Site
[2] PHUTURAMA Session at transmediale.10 Salon Talks, February 3, 2010, 14:00 – 19:00
[3] The FAZ Stories on Avatar Reception in the U. S. and P. R. China
[4] The “Nail House” Lemma in English Language Wikipedia
[5] Yes, There Is a Web 2.0 Fansite Called “Pandorapedia”
[6] I warned you!

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