Schlemmkreide auf Mattschwarz – Das “Race 61” Rock’n’Race-Festival

Der Roadrunner's Paradise liegt am ersten Juli-Wochenende in Finowfurt: Poster-Motiv des 14. "Race 61"

Für alle Non-Fusionistas [1] gibt es alljährlich meist sogar am gleichen Wochenende eine ernstzunehmende Alternative in Form des “Race 61” [2] auf dem Gelände des Luftfahrtmuseum Finowfurt [3], den Chaos Communication Campern [4] wohl vertraut. Musikalisch und auch, was die Formel “Spaß am Gerät” anbelangt, ist das “Race 61” zwar etwas anders gestrickt, aber mit dem spezifischen Zeitreisefaktor, der weiteste Teile des Fuhrparks und des Outfits der Besucher ausmacht, eine wirkliche Attraktion.

Das “61” bezieht sich auf die ursprüngliche Ansage, dass die teilnehmenden Wagen der Schau-Rennen über die Achtelmeile auf dem zum Dragstrip ausgeflaggten Rollfeld vor 1961 zugelassen sein mussten. Da dies nun auch nicht mehr ein ganz alltägliche Baujahrgrenze für potentielle Teilnehmer ist, gibt es inzwischen eine zweite Wertung – die “Race 76” am Sonntag.

Als ich vor zwei Jahren das erste Mal die Gelegenheit hatte, das “Race 61” zu besuchen, nutzte ich das Zulassungsdatum meines alten mattschwarzen, aber auf Altglanz hochpolierten VW Käfer (1959), um mich als Rennteilnehmer anzumelden und damit das Eintrittsgeld zu sparen.

Der Spaß mit meinem Wagen dann im Feld mit den anderen teils hochkuriosen Kisten auf dem Dragstrip anzutreten war eigentlich unbezahlbar. Die technische Abnahme allerdings war fast strenger war als beim TÜV. Und noch jetzt, zwei Jahre danach, entdecke ich Schlemmkreidereste an den Seiten des Wagens. Das reinste “American Grafitti” [5] – von den handgepinselten Startnummermarkierungen.

Sowohl für Motorrad-, Auto- als auch Flugzeugbegeisterte ist das “Race 61” ein Gesamtkunstwerk. Gerade, was Motorräder und ihre Fahrer[innen] angeht, gibt es keine coolere Veranstaltung. Besonderes Highlight hierzu dieses Jahr: das Kirmesspektakel der Steilwandfahrer von Demon Drome und ihrer  “Wall of Death.” [6]

Dass mich 2009 das Datum “61” und die ganze zeitkapselartige Charakter der Veranstaltung auf eine ganz andere Idee gebracht haben, nämlich die “Risikopiloten”-Geschichte um Perry Rhodan und Bully als Comic zu erzählen, ist eine andere Geschichte. Dazu demnächst mehr.

[1] Website des Fusion Festival Lärz
[2] Website des “Race 61 – 14th Annual Rock’n’Race Festival”
[3] Website des Luftfahrtmuseum Finowfurt
[4] “The Chaos Communication Camp is an international, five-day open-air event for hackers and associated life-forms.”
[5] WP: George Lucas’ American Grafitti – “Where were you in ’62?”
[6 “Welcome to the Demon Drome Wall of Death”

Als Archäologe auf Zeitreisen? @mspros Denken der Zukunft denken.

Den zukünftigen Kopf schon aus dem Bild, die Zehen noch im Hier und Heute; Foto (verfremdet): mspro

mspro fordert sich und uns in seinem Blogeintrag “Archäologie des Heute – das Denken der Zukunft denken” [1] auf, die transitorischen und damit im wahrsten Sinne “vorläufigen” Grundannahmen unserer Ideologien neu zu denken. Sie nicht nur modal als theoretisch gleichberechtigte Prämissen innerhalb der jeweiligen gesellschaftlichen Wahrheitssysteme zu betrachten, sondern sie immer historisch als “Snapshots” einer zukünftigen Vergangenheit mitzudenken.

Das ist eine Demutsgeste, die mir im fiebrig tagesaktuellen Netzdiskurs, als dessen prominenten Vertreter ich mspro hier nicht reduzieren sollte, sehr gut gefällt. Mit einem Geschichtsstudium belastet, hat sich mir eine gewisse Demutshaltung, aber auch Fremdheit gegenüber den Menschen vor unserer Zeit prägend eingeschrieben. Gerade unter den Erfahrungen eines hyperbeschleunigten wissenschaftlich-technischen Fortschritts aber bin ich mit meinen jeweiligen Zeitgenossen aber all zu gerne bereit, diese Demut gegenüber den scheinbar so rückständigen, vorwissenschaftlichen im “Tal der Ahnungslosen” Lebenden zu vergessen. Das Hier und Jetzt ist doch immer die Krone der Schöpfung.

Ich entsinne mich einer Empörungsfloskel in meiner Kindheit “… und das im 20. Jahrhundert!”, die diese Gegenwartsdünkel gegenüber den angeblich dunklen Zeitaltern auf einen volkstümlichen Nenner bringt.

“Ich glaube, wir haben unser ‘Heute’ lange genug von der Vergangenheit her gedeutet. Es wird Zeit, es von der Zukunft her zu deuten.”

Nun sind bekanntlich Vorhersagen insbesondere dann schwer zu treffen, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. mspros Forderung, “das Heute von der Zukunft her zu befragen” bleibt ohne aus der Vergangenheit heraus extrapolierte Szenarien ein substanzloses Memento Mori.

Es sei denn, man mache sich die Interpretation von @tristessedeluxe zu eigen, dass mspro tatsächlich Zeitreisen als notwendige Diskurspraktiken propagiert. [2] Weswegen dies alles auch ein PHUTURAMA-Post wert ist.

Die Wahrheit aber, Genosse, ist konkret! Und so ist mspro mutig genug, seiner oben deklarierten Prämisse zu folgen, und heutige Problemfelder auf ihre zukünftige Obsoletheit hin zu skizzieren. Allerdings sind mir die erörterten Kontroversen zu feingranular, als dass ich sie zu Opfern eines epochalen Paradigmen- oder Epistemewechsel erklären würde: “Medienregulierung, Depublikation, Lohnarbeit, Regiert werden” – alles bloße Überbauphänomene, wie ich als guter Marxist einwenden würde.

Die wirklichen Umbrüche betreffen die Wissens- und Wahrheitssysteme

Mit dem Titel seines Beitrags “Archäologie des Heute” bewegt mspro sich schon in der Begriffswelt des frühen Foucaults, der sich umfassend, aber letzlich unbefriedigend mit dem Umbrechen ganzer Wissensformationen beschäftigt hat.

Zwei maßgebliche epistemologische Umbrüche sehe ich allerdings, die unser heutiges Denken und Wissen im Nachhinein marginalisieren könnten:

I. Zum einen die Möglichkeit des Transhumanismus als Resultat der Herrschaft der automatisierten und algorithmisierten und sich von den Menschen emanzipierenden Institutionen. Weit radikaler als von Max Weber ursprünglicher Dichotomie zwischen bürokratischer “Maschine” (as in “Chicago Machine”) und charismatischer Führungsgestalt problematisiert. Hier spielt auch die Singularität, über die @plomlompom und die Matrix-Trilogie mehr zu erzählen wissen, hinein.

Zum Transhumanismus gehört die Relativierung des Menschen im biologischen Re-Engineering als “Spiel[er]material”. Es gehört zu den Vorzügen der deutschen konservativ-verharrenden rest-christlichen Milieus, dass diese Fragen als ethische wahrgenommen und quer durch alle politischen Lager noch verhandelt werden können. Das oft so lächerlich gemachte “christliche Menschenbild” der C-Parteien hat den Vorteil, dass es weitestgehend mit dem allgemeiner gefassten Wertekanon des Grundgesetzes übereinstimmt. Der humanistische Ansatz, dass der Mensch “das Maß aller Dinge” ist, wird im christlichen Denken mit dem Argument “weil Ebenbild Gottes” nur bestärkt.

II. Die Delegitimation der Ratio als Grundlage eines universell durchgesetzten wissenschaftlichen Weltbilds: So sehr die Logozentrismus-Kritik der Poststrukturalisten gerechtfertigt ist – insbesondere, wo sie den Sack schlug, aber den ihn tragenden Esel des “wissenschaftlichen Marxismus” glaubte treffen zu können – , die hochgradige Spezialisierung der Wissenschaftsdisziplinen behindert aber zunehmend ihre weitere Allgemeingültigkeit. Die Kreationisten und Grand Designer-Anhänger sind die Vorboten eines solchen Relativismus.

Als Beispiel sei die Suche nach dem Higgs-Teilchen genannt. Die damit einhergehenden LHC-Experimente sind nur noch in ihrem Unwahrscheinlichkeitsgehalt (Stichwort: “alles verschlingendes Schwarzes Loch”) von gesellschaftlicher Bedeutung. Das eigentliche wissenschaftliche Grundproblem hat für die Menschen “in der Fläche” dieselbe Relevanz wie vormals der mittelalterliche Scholastiker-Streit um die Frage, wie viele Engel auf einer Nadelspitze tanzen können.

Was im aktuellen Wissens- und Wahrheitssystem als lächerlichste Spitzfindigkeiten religiöser Verblendung “wahrgenommen” wird, kann in einer zukünftigen Episteme auf die Hohepriester des CERN zurückfallen. Ich möchte nicht mit Butlers Djihad oder der Orange-Katholischen Bibel drohen, aber hinterher ist es vielleicht der “Muhahad’Dib,” der am Lautesten lacht.

[1] mspros Blogbeitrag “Archäologie des Heute – das Denken der Zukunft denken”
[2]  @trsitesedeluxe: “@mspro hat das Genre Zeitreise für sich entdeckt.”

Überquadratisch. Praktisch. Gut? Ducatis radikale Superbike-Revolution

Die Revolutionäre aus Borgo Panigale fordern ein radikal "vereinfachtes Motorrad." Quelle: Stefan Kraft/MOTORRAD

Unter dem Stichwort “Ducati Superquadrata” nimmt die nächste Superbike-Generation von Ducati – ein im Vergleich zu den “Großen Vier” japanischen Motorradherstellern geradezu winziger Manufakturbetrieb – radikale Formen an.[1] Ducatis Supersportler in den Hubraumvaraianten 850 ccm und 1200 ccm sind das Kernsegment der Marke, die ähnlich wie Porsche im Sportwagen-Automobilbereich in den letzten Jahren inzwischen sehr erfolgreich andere Motorradkonzepte in den Markt gebracht hat – die urbane Supermoto-Interpretation Hypermotard, die sehr sportlich-leichte Allzweck-Reiseenduro Multistrada 1200 und als jüngster Coup der superleichte, supersportliche Powercruiser Diavel.

Wenn auch Spiegel Online glaubt, die Naked-Bike-Reihe Monster sei Ducatis Pendant zum 911, dann ist das Unsinn. [2] In der schnelllebigeren Motorradindustrie mit ihren teils zweijährigen Produktzyklen kann die Rolle des supersportlichen, L-Twin-Pendants zu Porsches Sechszylinder-Boxer-911 nur ein Motorrad sein – die 916/748 (später 996 und 998) und ihre zwei bisherigen Nachfolge-Generationen 999/749 und 1098/848 (später 1198 beim großen Modell). Waren diese drei Modellgenerationen Ausdruck einer technisch eher evolutionären Entwicklung der Verfeinerung, Elektronifizierung und Qualitätssteigerung, so steht jetzt mit der “Superquadrata” eine wirkliche Revolution ins Haus – radikaler vielleicht als bei der Premiere der 916 im Jahre 1994. [3] Die ungeliebte, kurzlebige 999/749 [4] tat nach Außen avantgardistischer, als sie eigentlich war, und ist deshalb auch das Motorrad meiner Wahl – Stichwort: “futuristisches Design zum Befahren von Marskanälen” (MO – Das Motorradmagazin). [5]

Zuerst einmal zum “Überquadratischen”

Motorenbauer bezeichnen damit Brennräume, deren Bohrung wesentlich größer ist als der Hubweg, den die darin befindlichen Kolben zu durchlaufen haben. Weniger Weg, weniger Belastungen für alle mechanisch beanspruchten Teile bei gleichzeitig höheren Drehzahlen und freiere Gaswechsel (= Leistung) am Ende des Drehzahlbands durch die größeren möglichen Ventildurchmesser. Nun sind alle Supersportmotoren sowieso schon überquadratisch ausgelegt, die Betonung auf “Superquadrata” legt nah, dass hier ein besonders rennsport-radikales Konzept in eine straßenzugelassene Maschine eingebracht wird.

Das alleine wäre keine besondere Innovation – und es wäre erst recht keine gute Idee! Schon die jetzige, besonders auf den Rennstreckenbetrieb ausgelegte Ducati 1189 SP ergibt im normalen Verkehr keinen großen Sinn. Nur ein mit einer dynamischen, Drehmoment und Laufkultur verändernden Technik versehener und damit auch im Alltagsverkehr fahrbarer “Superquadrata”-Motor hielte ich für einen echten Fortschritt. Ob dies die Extremisten bei  Ducati Corse auch so sehen?

Richtig radikal wird es jedoch erst mit dem “Rahmenbau” des vermutlich im November 2011 auf der EICMA Mailand Premiere feiernden Superbikes. Denn es gibt ihn nicht mehr! Die oben abgebildete Patentzeichnung von Ducati zeigt es: Abgeleitet vom Design ihres 2009-MotoGP-Protoypen Desmosedici, wird der Motor selbst zum Rückgrat des gesamten Fahrzeugs. Vorn  ist wahlweise ein Carbon- oder Aluminumbauteil angeflanscht, das zugleich als Airbox und als Aufnahme für den Steuerkopf fungiert, hinten lagert die Schwinge direkt im Motorgehäuse. Das kleine, leichte Rahmenheck aus Carbon für den Fahrerersitz wird da nur noch dran gehaucht. Wenn nicht die Antriebskette wäre, die evolutionäre Verwandschaft zum klassischen Fahrrad, wie es bei den bisherigen Ducatis mit ihren markanten Stahlrohrfachrahmengeflecht so augenfällig ist, wäre kaum mehr wahrnehmbar. Ich fand diesen Anachronismus immer toll!

Erste Erlkönigschüsse von Erprobungsfahrzeugen zeigen jedoch, dass die bisherigen Ducati-Markenzeichenen – die Trellis – beim kommenden Superbike tatsächlich nicht mehr existieren. Wohl unter dem Schock des so rundherum abgelehnten 999/749-Designs scheint aber die Silhouette und die Frontverkleidung den gewohnten Mustern der 916 und 1198 zu folgen. Mit der Ausnahme, dass die Aufsehen erregenden, aber fahrdynamisch ungünstigen doppelten Underseat-Auspufftöpfe nach neuesten Erkenntnissen der Massenkonzentration unten an den Verkleidungskiel verlegt werden.

OK, aber warum die Aufregung? Weshalb “Concorde Moment” im PHUTARAMA-Sinne?

Das “Superquadrata”-Konzept kommt direkt aus der Königsklasse des Motorradrennsports – der MotoGP, einer extrem teuren und aufwendigen Prototypen-Weltmeisterschaft, die als das Zweirad-Pendant zur Formel 1 gilt. Die oben beschriebene radikale Rahmenbauweise, mit dem Triebwerk als tragendem Element, ist auch dort revolutionär und avantgardistisch. Es jetzt zum Straßeneinsatz für eine nicht ganz billige, aber dennoch in Stückzahlen relevante Volumenbaureihe in Serie zu bringen – und nicht als superteure, superlimitierte Rennsport-Replica-Sonderserie wie zuletzt bei der noch klassisch Trelli-berahmten Desmosedici RR [6] – läßt dieses Motorrad im gesamten Vergleichsumfeld wie vom anderen Stern erscheinen.

Sogar ein ähnlich radikales Straßensportwagenkonzept fällt mir dazu im Vergleich nicht ein. Alle radikalen Über-Sportwagen wie Ferrari Enzo Ferrari, Maserati MC-12 oder Porsche Carrera GT, die State-of-the-Art-Rennsporttechnologien auf die Straße brachten, waren limitierte, superteure Sammlerstücke – aber keine Volumenmodelle. Vielleicht träfe es, wenn man sich vorstellte, Lamborghinis letztjährige Studie zum Pariser Automobilsalon Sesto Elemento [7] würde eins zu eins zum Nachfolger des Gallardo auserkoren sein. Was er nicht ist.

Dann sitzt in der MotoGP im Moment auch noch der gefühlt zehnfache italienische Motorrad-Weltmeister Valentino Rossi auf der für die “Superquadrata” konzeptprägenden Moto-GP-Rennmaschine. Die Ableitung zum straßenzugelassenen Superbike bedarf da keiner Marketing-Verrenkungen. Wenn der zwecks Fahrwerksoptimierung leicht aus der Horizontalen zurückgelehnte L-Twin-Motor in “superquadratischen” Hochdrehzahlauslegung von bis zu 14.000 Touren und knappen 200 PS auch noch alltagstaugliche “Schleichfahrt”-Mappings zum Brötchenholen anerzogen bekäme, neben der schon etablierten Ducati Safety Control auch ein sowohl im Alltag wie auf der letzten Rennsportrille funktionierendes ABS bekäme und das Ganze fahrbereit keine 180 Kilogramm wiegen sollte, dann könnte sich Ducati selbst die übliche pornöse Notsitzoption für die Sozia sparen – und hätte trotzdem die Supersportler-Referenzklasse im Sack.

Nur die in diesem Segment sehr erfolgreiche Debütantin BMW S 1000 RR [8] würde dann vermutlich wegen einiger typisch deutschen Ergonomie-Erbenszählereien doch noch einige Zähler Vorsprung im “1000-Punkte-Test” einer führenden deutschen Motorradzeitschrift [1] ins Ziel retten. In der diesjährigen produktionsnahen Superbike-WM, für die die “Ducati Superquadrata” das zum Einsatz ausschlaggebende Homologationsmodell sein wird, zieht das Vorgängermodell 1198 SP mit Carlos Checa als “Privatfahrer” trotzdem an allen Konkurrenten – auch BMW – vorbei. Aber die Revolution wird kommen!

[1] MOTORRAD: “Die Überquadratur des Kreises” vom 22.12.2010
[2] SPIEGEL Online: “Fahrbericht Ducati Monster 1100 EVO
[3] WP: Ducati 916
[4] WP: Ducati 749
[5] MO-web.de
[6] WP: Ducati Desmosedici RR
[7] FTD.de: “Lamborghini Sesto Elemento – Leichtgewucht”
[8] BMW Offzielle Website zur S 1000 RR

Der schmale Grat zwischen Kitsch und Kunst – Terrence Malicks The Tree of Life

"Fiat Lux"– Jessica Chastain in Terrence Malicks The Tree of Life; courtesy Fox Searchlight

Terrence Malicks The Tree of Life gilt als cineastischer Höhepunkt, den man sich nicht entgehen lassen darf. [1] Ist der Film den Hype wert? Bin ich jetzt ein anderer, besserer Mensch – oder bilde ich es mir zumindest ein? Filmfreundin @waxmuth war jedenfalls wie schon eine ganze Reihe Kritiker in Cannes (trotz späterer Goldener Palme) gar nicht angetan und schrieb die wunderbar lakonische Twitik: “The Tree of Life fällt in die Kategorie: Prätentiöses Geschwurbel.” [2]

Ich versprach ihr zur Ehrenrettung des Films einige seiner guten Seiten herauszustellen – mit den für PHUTURAMA spezifischen Anmerkungen.

The Tree of Life ist eine Elegie. Eine filmische Visualisation der Kindheitserinnerungen eines Architekten (Sean Penn), der anlässlich des Todestags seines jüngeren Bruders in Flashbacks seiner Jugendzeit zurückversetzt wird und die persönliche Familientragödie in den universellen Rahmen des Theodizeeproblems [3] stellt. Filmisch und dramaturgisch wird dies in mehreren bildmächtigen kosmologischen Sequenzen eingebunden, wie sie in dieser Art nur von Stanley Kubricks 2001 – A Space Odyssey (“Jupiter – And Beyond”) [4] vertraut sind.

Aus der subjektiven Perspektive des Protagonisten heraus erzählt  The Tree of Life einige Schlüsselmomente der Jugend, deren visuelle Kraft und Schönheit gerade aus der Stilisierung und Idealisierung der Erinnerung gezogen wird: Die feenhafte Erscheinung und Sanftmut der Mutter (Jessica Chastain), die Verliererhärte des scheiternden Vaters (Brad Pitt), die stereotyp-suburbane Heile-Welt-Idyll der Fünfziger Jahre, das nur in wenigen unangenehmen Momenten die damaligen sozialen Härten aufklingen läßt (Verhaftungsszene auf der Main Street, Sonntagsausflug in die ärmliche Black Neighbourhood von Waco, Texas).

In der Rückerinnerung fühlt der Protagonist Schuld – der Karrierearchitekt, der sich den Härten des Lebens in der ständigen Auseinandersetzung mit dem Vater gestellt hat und in seinem Erfolgsleben diesem gegenüber nun triumphieren könnte. Er fühlt sich schuldig, gegenüber dem jüngeren, sensibleren Bruder der Erfolgreichere im Überlebenskampf gewesen zu sein, wie es in den naturgeschichtlichen Evolutionssequenzen als das rein darwinistische “väterliche” Prinzip des “Lebens” gespiegelt ist.

Hoffnung auf den Weg religiös-spiritueller “Gnade”, wie er in der Muttergestalt verkörpert wird, spendet sich Malick, wenn in der entrückten Schlusssequenz am Salzsee alle Lebenden und Toten sich wieder begegnen.

Pathos und stereotype Religiosität visualisiert Malick in den Bildern teilweise eins zu eins; den schmalen Grat zum abgrundtiefen Kitsch überschreitet er des öfteren. Die grandiosen Bildmotive und die unglaublich gut montierten Bewegungen der Kamera in den rauschhaften Familiensequenzen entschädigen dafür. Sie entsprechen dem Fluss unserer prägenden Kindheitserinnerungen die Memory Lane hinab.

Wer Terrence Malick diese Bildstereotypen vorwirft, sollte Quentin Tarantino gleichfalls des klischeebeladenen B-Movie-Epigonentums anklagen. In seiner Spiritualität erscheint The Tree of Life aus der Zeit gefallen. Wer sich diesen letzten Fragen nach dem Warum? entzieht, der leistet allerdings aktive Verdrängungsarbeit – wie wahrscheinlich der Protagonist, der eine lebensfeindliche, Hochglanz-Spiegelglasfassadenwelt bewohnt, in der Menschen mit Pappbechern in der Hand sich ständig anrempeln. Gibt es zwischen all diesen reflexhaft abwehrenden Spiegeln noch authentische Bilder?

In der Retrospektive des Fünfziger-Jahre-Americana-Idylls gibt es sie jedenfalls. Malicks Ikonographie ist damit auch eine allgemeine Kritik an der lebensfeindlichen amerikanischen Spätmoderne, die das menschliche Maß, jeden Stil und jede Proportion verloren hat. Die Reflexion über das Verlorene der Kindheit ist eine Kritik an der verlorenen, aber natürlich eingebildeten und fortschrittsgläubigen Unschuld Amerikas.

Terrence Malick arbeitet nach dem Erfolg von The Tree of Life an einer sechseinhalbstündigen Redux-Version [5]; vielleicht ist die notwendig, um diesen Film wirklich zu verstehen. [6]

Für alle noch Unentschlossenen, dieser Film ist wirklich fürs Kino gemacht, und vielleicht kann dieser Trailer selbst am Monitor für den Rausch der Bilder  einnehmen.

[1] Dorothea Holloway über The Tree of Life in KINO – German Film
[2] https://twitter.com/#!/waxmuth/status/82906477119021056
[3] WP: Theodizee
[4] WP: 2001 – A Space Odyssey]
[5] Fünf Filmfreunde: The Tree of Life: — Terrence Malick arbeitet an einer Sechs-Stunden Fassung
[6] WP: The Tree of Life (Film) – Lustig naive Plotbeschreibung für alle, denen meine Interpretation nicht genügt

monochrom’s ISS über Berlin: Mehr Lokalisation wagen!

Schwerelose Diskurshoheit im Orbit über Berlin. monochrom's ISS Crew hier in Episode 3 "Graveyard Orbit"; Foto: Johannes Grenzfurthner

Johannes hatte mit Freikarten für die Donnerstags-Premiere Episode 6 “In Space No One Can Hear You Complain About Your Job” der ISS-Impro-Sitcom im Berliner Ballhaus-Ost geworben. Es sind dann nur ermäßigte Karten bei herausgekommen, so dass ich als zahlender Gast jetzt die ganze Wahrheit sagen darf.

monochroms englischsprachige Performances haben es in Berlin schwer, denn trotz aller Internationalität ist das Publikum eher deutschsprachig. Der Humor ist sehr auf einer akademisch geschulten Metaebene angesiedelt, die Shows gleichzeitig ausufernd und aggressiv dilettantisch. So manche kluge Anspielung bleibt “lost in translation,” während der Klamauk als Oberflächenphänomen die Diskurshoheit übernimmt. Wenn, wie gestern, eine eingeschworene Peer Group das Ganze begleitet, kommt auch dabei Stimmung auf. Aber ich habe monochrom schon Mainhalls leer performanzen sehen, weil sie nicht zum Ende kommen wollten.

Vorbild von monochrom’s ISS [1] ist das Sitcom-Format, so dass dies die Endlos-Überdehnung der Aufmerksamkeitsspanne des Zuschauers im erdnahen Orbit verharren läßt. Johannes Grenzfurthners und Roland Gratzer rahmen als bekannt monochromisierende Conferenciers die durch professionelle Schauspieler besetzte ISS-Crew-Handlung ein. Das trashige Bühnenbild kommt den bekannten Fernsehbildern erstaunlich nah. Die Darstellung der Schwerelosigkeit ist eine Disziplin, die der Hälfte der Crew fast perfekt gelingt. Was aber den scharfen Kontrast zur irdischer agierenden anderen Hälfte der ISS-Besatzung hervorhebt und ein wesentliches Merkmal der Illusionsmaschine Theater verpuffen läßt.

Natürlich ist monochrom’s ISS Konzeptkunst [2] als gespielter Witz erst einmal bestechend: Die Sitcom als Wohnzimmerformat nimmt sich des globalisierten aller Arbeitsplätze an, der International Space Station, um an ihrer Crew zeitgenössische Kapitalismuskritik zerschellen lassen zu können. Dennoch ist die Gloablisierung nicht so weit, dass man in einem Austro-internationalisierten Off-Kulturformat, dass im US-akademischen Milieu durch den Strangeness-Faktor gewinnen mag, unlokalisiert rückübertragen kann.

Ein Wort noch zum Spielort Ballhaus Ost: [3] Persönlich durch die c-base Raumstation unterhalb Berlin [4] sozialisiert und selbstkritisch hinsichtlich des räudigen Charmes sogenannter Off-Locations, bin ich doch entsetzt, wie sperrmüllig diese Spielstätte, die früher als großartige Indie-Club- und Konzertvenue funktioniert hat, jetzt daherkommt. Vielleicht hätte monochrom’s ISS eine glamourösere Spielstätte auf gleichsam internationalem Niveau besser getan.

Und jetzt reingehen oder nicht? Ja, unbedingt und den monochromaten heute Freitag, den 24. Juni oder Samstag, den 25. Juni im Ballhaus Ost eure Meinung sagen. Kostet unermäßigt 13 EUR.

UPDATE: Schöner Tweet von @johannes_mono dazu: [5]

@gregorsedlag: Harmlos! Ist ja ein public recording für HD-Video… schon deswegen ist mir die deutsche Theater-Scholle wurscht. ;) #iss2011

[1] monochroms Website mit aktuellem Pressespiegel zur Berliner Premiere der Bühnenfassung
[2] monochrom’s ISS Projektseite mit den Videos
[3] Website Ballhaus Ost
[4] c-base – Raumstation unterhalb Berlin
[5] https://twitter.com/#!/johannes_mono/status/84273822064320513

transmediale 2012 in/compatible Call of Duty

Markus Huber, Programme Manager der transmediale 2012 in/compatible hat über die rohrpost – die deutschsprachige zur Kultur digitaler Medien und Netze [1] einige schöne Sachen zu den laufenden Ausschreibungen und den Veränderungen geschrieben. Ich finde es gut, dass der vom jeweiligen tm-Themenschwerpunkt unabhängige Award wegfällt und damit alles fokussierter wird.

“Die nächste Festivalausgabe der transmediale wird vom 31. Januar bis zum 05. Februar 2012 unter dem Titel in/compatible im Haus der Kulturen der Welt in Berlin stattfinden.

Für das Festival 2012 wird es keinen allgemeinen transmediale Award mehr geben. Diese Änderung spiegelt unsere neue Art der Produktion des Festivals wider: Mit der frühen Aneignung der thematischen Herangehensweise zielen wir auf eine kuratorische Kohärenz zwischen den einzelnen Programmbereichen und wollen uns gleichzeitig direkter in der transmediale Community engagieren.

Mehr Informationen hierzu findest du unter:
Einsendeschluss: 31. August 2011

transmediale.12 thematische Ausschreibung:

Im konzeptuellen Rahmen von in/compatible sind wir auf der Suche nach künstlerischen Arbeiten und Projekten jeglichen Genres oder Formats, die sich entweder auf ausdrückliche oder subtile Weise mit der inkompatiblen Natur zeitgenössischer technologischer Kulturen beschäftigen. Wir erwarten von den Einreichungen, dass sie – anstatt die Lösung vorwegzunehmen – die ungelösten Spannungen innerhalb der translokalen Medienpraktiken und Systeme ansprechen, akzentuieren und sich darauf einlassen. Im Speziellen rufen wir auf zur Einreichung von Projekten, die uns dadurch überraschen, dass sie sich nicht einfügen bzw. nicht kompatibel sind.

Projekte, die für das Programm berücksichtigt werden, können sich auf folgende Schlüsselwörter und Bereiche beziehen:
Dissensual aesthetics, hacktivism, operating systems, speculative realisms, queer technologies, strange ontologies, displacements, ecologies, psychedelia(s), glitches, spam, media-archaeologies, technological obsolescence, haunted media, reverse remediations, the untimely, erotics, ambivalences, tools, law, anxieties, confusions, violence, obscurities, junk, addictions, restlessness, user-unfriendliness, destructions, attractions, surveillance, accidents, dysfunctionality, isolation, punk, feedback as distortion, surrealisms, aggressiveness, the uncommon, frustrations, spiritualities, risks, dubious calculations, psychosis, uneven structures, crimes.

Alle Informationen über das Konzept, das Bewerbungsverfahren und die Einreichungsbedingungen findest du hier:

Übrigens sind die Umbauten an der transmediale-Website jetzt auch erfolgt und die Videos zum PHUTURAMA-Symposium von der transmediale.10 jetzt wieder online. [2]

[1] rohrpost – Deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze
[2] www.transmediale.de/en/phuturama

Le Mans Concept – Lamborghini Miuras wilder Colani-Mutant

1970 überbietet Luigi Colani Marcello Gandini mit dem Miura Le Mans Concept; Quelle: dreamcast18, Lamborghini-Talk.com

Luigi Colani [1] hat im Jahre 1970 einen Lamborghini Miura auseinander gesäbelt und einen ganz speziellen futuristischen “Hybrid-Gleiter” entwickelt, der als Meilenstein des futuristischen Design gilt. In letzter Zeit häufen sich die Nachrichten [2] über ein Wiederauftauchen des wohl für längere Jahre als verschollen gegoltenen Studie “Le Mans Concept” – bei ebay.

Colanis futuristische Überbietung des klassischen Lamborghini Miura [3], der vor 45 Jahren Premiere beim Turiner Automobilsalon feierte, gibt die Gelegenheit auf diesen bahnbrechenden Organspender von Marcello Gandini [4] (für Bertone) hinzuweisen, dessen späterer Countach-Prototyp ein wenig die Sicht auf den Vorgänger verstellt hat. Nicht bei den Kennern, denn die Angebote für Miuras bewegen sich in der Regel in doppelt so hohen Preisregionen wie die für den Countach, bei eigentlich vergleichbarer gebauter Stückzahl.

Der Miura ist aber auch so etwas wie die Epitome des 1960-Supersportwagens und in der Gegenwart nur mit dem Ferrari Enzo Ferrari vergleichbar, da er erstmalig echte Rennsporttechnik (Mittelmotorkonzept) für einen reinen Straßensportler zur Verfügung gestellt hat. Darüberhinaus hat der Miura ein wunderschönes Interior, das Lamborghini im Zuge des damals angesagten “Insourcings” beim Nachfolger nicht mehr erreichen sollte.

Mir gefällt allerdings die Frontpartie des Miura nicht so recht – etwas tumb-karpfig kommt sie mir daher. Vielleicht ging es Colani auch so, als er sich entschloss die Frontpartie für das Le Mans Concept einfach zu kupieren?

[1] Luigi Colani– die offizielle Website
[2] “Senior Member” dreamcast18 fasst es auf Lamborghini-Talk.com zusammen
[3] Guter Artikel über 45 Jahre Miura beim AutoScout24-Magazin
[4] WP: Marcello Gandini

Zurück zur BASIS!

Keine "kosmische Spielothek" mehr, sondern fernwandelnder Messestandort. Postermotiv mit farbenfroher Neuinterpretation der legendären BASIS durch Günter Puschmann.

Die runden Hunderter-Jubiläumsbände der PERRY RHODAN-Serie sind die Default-Einstiegsluken für interessierte Draußensteher und abgehängte Wiedereinsteiger. Mit dem dieser Tage noch an den Kiosken lungernden Band 2600 Das Thanatos-Programm [1] von Exposé-Autor Uwe Anton beginnt ein neuer Handlungsabschnitt –auf Perrydeutsch der Der Neuroversum-Zyklus [2] geheißen. Und es gibt aus meiner PHUTURAMA-Sicht eine echte Überraschung – die Rückkehr der BASIS [3] in die Handlung.

In den letzten Jahren sind diese Jubiläumsbände wirklich sehr einsteigerfreundlich gewesen und lieferten eine starke Exposition für den gesamten darauf aufbauenden Zyklus. In Band 2300 Vorboten des Chaos lieferte der leider 2009 verstorbene Robert Feldhoff sein Meisterstück in Sachen hochdramatischen Einstiegsroman ab – Auftakt für ein vierjähriges Doppelzyklus-Spektakel um das drohende Entstehen einer Negasphäre in der unmittelbaren kosmischen Nachbarschaft. Frank Borschs Über-Jubiläumsband 2500 Projekt Saturn brachte einen ausreichend großen Zeitsprung und mit der Entdeckung des Polyport-Netzes den so PERRY RHODAN-typischen “Sense of Wonder” zurück – kein Wunder bei den vielen Anleihen an den legendären Meister-der-Insel-Zyklus aus der Anfangszeit der Serie.

Mit nur sechs Jahren Zeitsprung zum abschließenden Band 2599 des Stardust-Zyklus und der wiederum indirekt auf ES hinweisenden Handlungsmotive – das Auftauchen des “Chronisten” Delorian – fällt für mich jetzt bei Band 2600 der Neubeginn nicht so heftig aus. Mehr Kontinuität, denn Disruption.

Zur Kontinuität gehört auch, dass Perry Rhodans langjähriges, zwischenzeitlich zum Casino-Raumer runtergewirtschaftetes Fernraumschiff BASIS wieder in Betrieb genommen wird.  Allerdings eher als Marketing-Gag à la “Gorch Fock” (inklusive negativer Schlagzeilen), um Allan D. Mercants neugegründete intergalaktische Außenhandelsorganisation “Polyport-Konsortium” zu promoten. Mit der Wiedereinbringung der BASIS lag die Idee nahe, RZ-Altmeister und SOL-Gestalter Günter Puschmann ein Farbposter des Giganten für den Jubiläumsband als Goodie beitragen zu lassen. Günter war so nett mir exklusiv eine runtergerechnete Datei für diesen Beitrag zuzusenden!

Mir gefällt die Modernsierung sehr gut. Die Details auf der Schiffshülle haben den expressionistischen Strich eines John Berkey [4] des digitalen Zeitalters, während die kosmische Hintergrundexplosionen an Johnny Brucks größte All-Tapeziereien erinnern. Dass ein Risszeichner die Form der überarbeiteten BASIS gekonnt zu interpretieren weiß, war klar. Doch ist dies kein Grund für den Uwe Anton auf jedwede BASIS-spezifische Interior-Beschreibungen im Roman zu verzichten. Dies gilt für die Besonderheit der dekonstruktiv zusammengeschachtelten Deckstrukturen, wie sie Oliver Scholl der verblüfften Rhodan-Gemeinde erstmals 1980 auf dem ersten PR-WeltCon in Mannheim mit seiner Jahrhundert-RZ [5] präsentiert hat.

Was die oft stiefmütterliche Behandlung der BASIS anbelangt, steht Uwe Antons Auslassung in gewohnter Kontinuität – die spezifischen platzoptimierten gravogeschleusten Deckstrukturen wie von Kurt Mahrs in PR 868 Aufbruch der BASIS eingeführt, werden wie in den Jahrzehnten zuvor nicht erwähnt.

[1] Informationen auf der PR-Website zum Gratis-Download des Romans als Hörbuch
[2] Zum Neuroversum-Zyklus auf der PR-Website
[3] Perrypedia: BASIS
[4] WP: John Berkey
[5 ] Scan des Risszeichnungposters aus PR 1100

X-Men: First Class 1960s’ Visual Archeology

Alles dreht sich darum, wie er zum Helmträger wird: Eric Lensherr (Michael Fassbender) aka Magneto, courtesy 20th Century Fox

Es ist durchaus möglich, dass ich alle Marvel-Verfilmungen der letzten zwanzig Jahre gesehen habe – manche davon zwar nur im TV –, und ich deshalb guten Gewissens sagen kann, dass X-Men: First Class [1] eine der gelungeneren davon ist. Ob es für ein zweites und drittes Wiedersehen langt, was ein persönliches Qualitätskriterium für mich ist, möchte ich jetzt noch nicht sagen. Neben allen X-Verfilmungen – leider ist X-Men Origins: Wolverine für mich die schwächste davon – gefallen mir die wunderbar geerdeten Fantastischen Vier, Iron Man sowie beide Hulk-Filme ganz ordentlich. Und da ich gerade das “Rächer sammeln!” höre, Thor [2] steht für mich noch an, und auf Captain America: The First Avenger [3] bin ich schon sehr gespannt. Spider-Man I – III war mir schon zu mainstreamig. Elektra hingegen war ein kleiner, schöner Seitenblick in einen Nebenarm des Marvel-Universums.[4]

Eine Schwierigkeit der Marvel-Verfilmungen ist, dass sie die jeweilige origins story der Helden in einer parallelen Jetztzeit re-inszenieren und rekontextualisieren müssen, was bei Iron Man wunderbar gelang – in einer derart gelungenen Parodie auf das testosteron-geschwängerte Alphatier-Gehabe Larry Ellisons, dass der Oracle-Chef sich so geschmeichelt gefühlt haben muss, dass er im 2. Teil seinem Alter Ego Tony Stark in einem kurzen Cameo die Aufwartung macht. Was bei Spider-Man als ursprünglichen New York City “friendly neighborhood” Superheld der 1960er nicht mehr gelingen will – wie es die als Knallcharge denunzierte Figur des Daily Bugle-Herausgebers J. Jonah Jameson, wenn auch unterhaltsam, beweist.

Viele der ursprünglichen Charakteristika der Marvel-Supelhelden wurzeln im jeweiligen gesellschaftlichen und zeitlichen Kontext ihrer Entstehung. Das Umtopfen in die heutige Zeit gelingt, wenn die Werte, für die die Helden einstehen, so universell sind, dass sie überall und zu jeder Zeit zu überzeugen vermögen. Um so einfacher aber ein Superhelden-Film wie X-Men: First Class [5],der als Prequel zur bisherigen X-Serie in die Entstehungszeit seiner Comic-Vorbilder eintauchen darf. Er fackelt dabei ein ikonographisches Feuerwerk des 1960er-Eklektizismus ab, in dem zwischen 007s Dr. No [6], Mit Schirm, Charme und Melone [7] und Dr. Strangelove’s “War Room”[8] alles zitiert wird, was die erste Hälfte dieses so erstaunlichen Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts zu bieten hatte. Und dies wird teils cross-medial über Bande gespielt, da sowohl die zugrunde liegenden Comics der 1960er als auch die zeitgenössischen Filme wie ihre postmodernen Re-Enactments (Mad Men [9]) reflektiert werden.

Die Kontinuitäten des “X-Universe” gegen den Strich gebürstet

Ich bin, was die “X-Corner”[10] des Marvel-Universums anbelangt, nur ein Oberflächenschnorchler, so dass ich mir erst einmal via Wikipedia die Authentizität aller hier auftauchenden Mutanten und Superschurken garantieren lassen musste. Und alles stimmt irgendwie – wenn auch gegen jede ordentliche Kontinuität des Marvel-Universums! Dass X-Men: First Class nebenher die Kuba-Krise von 1962 mit einen historisch bisher kaum belegten Spin neu erzählt, sei geschenkt. Mit dem der Mit Schirm, Charme und Melone-Folge “A Touch of Brimstone”[11] entlehnten Hellfire-Club und seinen Hauptprotagonisten Sebastian Shaw and Emma Frost (die ihre Bondgirl-meets-Barbie-Ambiguität noch durch eine ultimative 007-hafte “Diamond Girl”-Formwandlungsfähigkeit zu toppen weiß) verknüpft X-Men: First Class aus dem Comic-Universum legitimierte Handlungsmotive zu einem stimmigen Film-Ganzen. Es dies die Geschichte eines gefallenen Engels – die Geschichte, die George Lucas uns vielleicht gerne über Annakin Skywalker und seine Wendung zur bösen Seite der Macht in den Star Wars-Prequels erzählen wollte, aber nicht vermochte. Es die tragische Geschichte des charismatischen Eric Lensherrs, der zu Magneto und damit zum super-schurkischen Führer der “Bruderschaft der Mutanten” wird. Und es ist die tragische Geschichte des Endes einer großen Freundschaft – zu Charles “X” Xavier, als dessen ewige Nemesis Magneto Eric Lensherr alle späteren X-Men-Geschichten durchziehen wird.

Gibt es formalisierte Hollywood-Regeln für ein gelungenes Prequel?

Eine könnte vielleicht lauten, dass zu Beginn erst einmal alles anders sein muss als gewohnt, damit alles sich so wenden kann, wie es zukünftig schon einmal war. So sind die späteren “Erbfeinde” Professor X und Magneto in X-Men: First Class zuerst einmal kongeniale, gleichberechtigte, wenn auch unterschiedlich temperierte Charaktere – und Eric Lensherr nimmt hierin die für die X-Men so elementare Rolle des draufgängerischen Wolverines ein, so dass dieser bei der in kurzen Szenen eingespielten Mutanten-Akquisitionstour der beiden es sich leisten kann, den beiden einen Korb zu verpassen (in einem kurzen Gastauftritt Hugh Jackmans).

Und so sympathisch und charismatisch der jungen Eric Lensherr (Michael Fassbender) gezeichnet ist, der als einsamer Wolf den versprengten Nazigrößen in ihren üblichen Verstecken (Argentinien) nachjagt, um seinen Peiniger, “Mutantenforscher” und Muttermörder Sebastian Shaw alias “Dr. Schmidt” (Kevin Bacon) zur Strecke zu bringen, so ist sein noch nicht an den Rollstuhl gefesseltes Äquivalent Charles Xavier (James McAvoy) eher ein Bruder Leichtfuß und akademischer Springinsfeld, dem die globale Verantwortung und Seriosität des späteren Professor X noch nicht in die Wiege gelegt sind. Der “erste Jahrgang” der Mutanten – wann werden eigentlich mal die lächerlichen false friend-falschen Filmtiteleindeutschungen (“Erste Entscheidung”) aussterben? – wird hier noch nicht im als Internat für Hochbegabte getarnten “X-Mansion” in Westchester County, New York ausgebildet, sondern in einem CIA-eigenen beton-brutalistischen Forschungskomplex – der “Division X” – unter der Leitung des sympathisch-verschluderten “The Man in Black” (Olive Platt) trainiert, aber eben auch kaserniert. Hier entwickelt First Class auch seinen ganzen, ihn an den Kern aller anderen X-Verfilmungen nahe bringenden Charme des Internats- und Coming-of-Age-Genrefilms. Die Teenager-Mutanten nehmen die Coming-out-Rituale der späteren Emanzipationsbewegungen der Hippie-Ära vorweg – oder sind es gar die Rituale der heutigen Casting-Shows á la DSDS und GNTM? Es ist ein schöner Drehbucheinfall, die für Comic-Fans “heiligen” Heldennamen als Resultate einer nächtlichen Blödelrunde vorgeführt zu bekommen. Die “normal-humane” Führungsoffizierin CIA-Agentin Moira MacTaggert (Rose Byrne), als eine etwas sehr offensichtliche Emma Peel-Referenz eingeführt, steht den Jungspunden als freundlich-gestrenge “Klassenlehrerin” zur Seite – und ist über solcherart Unernst nicht erfreut. Für uns Zuschauer erfüllt Moira die Rolle des verbindenden Elements zur abgedrehten Mutantenzirkustruppe. Als Xaviers love interest nimmt sie dramaturgisch die Rolle im Gruppengefüge ein, die wir aus der im Heute angesiedelten Trilogie von Famke Jansen’s Verkörperung der Jean Grey kennen – natürlich ohne deren dämonischer Phoenix-Identität wie in X-Men III: The Last Stand [12] entfesselt.

Visueller Bildspeicher der ultracoolen 1960er Americana

Als Ausstattungs- und Kostümfilm der coolen 1960er Jahre gewinnt X-Man: First Class natürlich jeden Preis. Waren die Lederkombis der aktuellen X-Filme schon heiß, so sind die schwarz-dunkelblau-gelben Lederkombis ein echter Genuss! Selten sahen im Realfilm umgesetzte – bunte! – Superheldenkostüme zeitgleich so überzeugend funktional als auch retro-chic aus – und das in überzeugender Anlehnung and das Kostümdesign des 1963er Ur-Comics der Uncanny X-Men. Die schwarzen Anzüge der CIA -“Men in Black” sind hier natürlich auch völlig authentisch, während sie in den späteren MiB-Filmen[13] eine eher komische Verkleidung sind – mehr Pan Tau als Secret Service. Über Emma Frost’s (January Jones) Diamantgestalt als Uber-Bondgirl habe ich oben schon geschrieben; ihr mit Superschurke Sebastian Shaw benutztes Atom-U-Boot, aufgetaucht im arktischen Eis, erscheint mir als Referenz an die “USS Nautilus”, das erste nukleargetriebene U-Boot der Welt, das mit seiner erstmaligen Nordpol-Unterquerung 1957 Weltberühmtheit erlangte. [14] Und dessen mentalgesicherte Eignerkabine mit dem selben Op-Art-Tapetenmuster wie mein PHUTURAMA-Hintergrundbild [15] ausgestattet ist – sehr geschmackvoll!

Ein bisschen zu viel der Koinzidenzen wurde es mir in der glücklicherweise nur kurzen Eröffnungssequenz zur Hellfire Club-Geheimloge im fiktiven Las Vegas-Casino “Atomic” (sic!). Denn das originale Ocean’s 11 [16] Las Vegas der 1960er mit seinem historisch verbürgten “Stardust”-Casino [17] im pursten Astro-SciFi-Look habe ich mir schon für das PERRY RHODAN: RISIKOPILOTEN-Webcomic Vegas gesichert. Und was auch nicht schön ist, aber im Rahmen der generell unseriösen Marvel-Technikadaptionen schon in Ordnung geht, ist die anachronistische Verhunzung der einzigartigen Supersonic-Ikone SR-71 Blackbird [18] zu einem VTOL-fähigen [19] Mutantentruppentransporter, den dann auch noch der genialische Dr. Henry McCoy alias Beast (Nicholas Hoult) im Alleingang konstruiert haben will. Immerhin historisch richtig ist, dass das für die Stealth-Technologie wegweisende Spionageflugzeug der Lockheed Advanced Development Projects Unit alias “Skunk Works” durch die CIA beauftragt worden ist.[20] Die 1960er-Retrospektive wird zum Schluss noch abgerundet durch einen 1a-Bond-würdigen Abspann, wie übrigens die gesamte musikalische Untermalung 007-haftes Flair verströmt. Der lieblos angeklatschte, belanglos kontemporäre Official Song “Love, Love” – ausgerechnet von Take That – bleibt mir unverständlich und unerklärlich – gerade bei Robbie Williams immer wieder erklärten Ambitionen auf authentischstes Bond-Hipstertum.

Moralische Aporien

Zum Abschluss noch einige Bemerkungen zur mitunter zwiespältigen Moral von X-Men: First Class. Die KZ-Eingangsszene mit dem jungen Eric Lensherr, der von seinen Eltern getrennt wird und dabei seine mutantischen Magnetkräfte zum Ausbruch kommen läßt, ist dem eindrucksvolle Beginn aus X-Men nachempfunden, das hier in den weiteren Rahmen der Machenschaften eines Dr. Mengele-artigen Sebastian Shaw eingebettet wird. Dessen kolportierte Alterslosigkeit wird im immer seltsam künstlich aussehenden Gesicht Kevin Beacons perfekt wiedergespiegelt. Die schier unfassbare Bürde des jungen Eric, genau dann mit seinen übermächtigen Mutantenkräften versagt zu haben, als es galt seine Mutter vor Shaw/Dr. Schmidt zu retten, bleibt das psychische Trauma, das die unheilvolle spätere Entwicklung des Eric Lensherr zu Magneto um so vieles glaubhafter macht als beispielsweise die Tötung der Eltern des jungen Bruce Wayne als Ausgangspunkt für die Enstehung Batmans – um mal ins benachbarte DC-Universum zu blinzeln. Es ist eine kleine Münze, die erst in Blut getränkt, die Geschichte des jungen Eric vollendet. Eine Tragik des späteren Professor X, dass er als telepathisch-empathischer Mitwisser um Lensherrs Lebenstrauma die unglückselige Metamorphose Magnetos nicht verhindern kann. Das Band zwischen den beiden reißt – und wird niemals wieder verbunden werden können.

Trotz dieser humanistischen Aporie, in die uns X-Men: First Class entläßt, ist es schon etwas befremdlich und gar nicht einmal so “krypto-rassistisch”, dass die einzigen non-caucasian Mutanten des “ersten Jahrgangs” entweder bei erster sich bietender Gelegenheit sterben (ausgerechnet Armando “Darwin” Muñoz), schnöde die Seiten zu Gunsten des Hellfire Clubs wechseln (“Angel” Salvadore) oder wie die komplett fremdartige gestaltwandelnde Mystique – Xaviers erste Begegnung mit Mitmutanten und Jugendfreundin – mit Magneto zieht. Allerdings der Liebe willen. Dass Magneto auch noch “Diamond Girl” Emma Frost wieder aus der CIA-Gefangenschaft befreit und dabei in seinem samtroten Las Vegas-Villain-Klamotten samt Anti-Suggestoren-Helm zum Davonlaufen billig aussieht, ist wenigstens eine ästhetische Lehre aus der tragischen Geschichte des Fall von Eric Lensherrs: Er wird für seine Wendung zum Bösen mit schlechtem Geschmack gestraft.

[1] Die offizielle, verflashte Website www.x-menfirstclassmovie.com
[2] Die ebenfalls verflashte offizielle Website zu Thor
[3] WP: Captain America: The First Avenger
[4] WP: Marvel Universe
[5] WP: X-Men: First Class
[6] WP: Dr. No – der erste James Bond 007-Film (1962)
[7] WP: Wegen der Verwechslungsgefahr zu Marvels Avengers hier der deutsche Eintrag
[8] WP: Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb – insbesondere Ken Adams “War room” wird in First Class gehuldigt
[9] WP: Mad Men
[10] WP: “This article is about the superheroes.”
[11] WP: “A Touch of Brimstone is an 1966 episode of the television series The Avengers. It is widely known for Diana Rigg’s ‘Queen of Sin’ costume.”
[12] WP: “Also known colloquially as X-Men 3 or X3.”
[13] WP: Men in Black-Filmreihe
[14] WP: USS Nautilus (SSN-571)]
[15] twitter.com/#!/PHUTURAMA
[16] WP: “Ocean’s 11 (1960) – heist film starring five Rat Packers: Peter Lawford, Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis, Jr., and Joey Bishop.”
[17] WP: “Stardust” Resort & Casino
[18] WP: “The Lockheed SR-71 ‘Blackbird’ was an advanced, long-range, Mach 3+ strategic reconnaissance aircraft.”
[19] WP: “VTOL is an acronym for vertical take-off and landing aircraft.”
[20] WP: “Skunk Works is an official alias for Lockheed Martin’s Advanced Development Programs (ADP), formerly called Lockheed Advanced Development Projects.”

PERRY RHODAN #2600 Launches Open Access to all the Series’ Pages Ever Published

It is to be the “largest e-book project in the world”: Together with its technical partner book wire GmbH [1] the PERRY RHODAN editors are planning to make all previously released 200,000 pages of the series completely available for download – “a world record attempt,” as the publisher VPM [2] tells.

The attempt launches with the new “Jubillee” issue 2600 “Das Thanatos-Programm” of the weekly series, followed by the Silver Bands, and all other off-series paperback novels. The project is starting on 17 June with the launching very number 2600 of the world’s largest science-fiction novel series, which runs now for nearly 50 years and will celeberate this event in the end of September with a special world convention in Mannheim – WeltCon2011 [3] – an special event I am happy to contribute to in form of the “Space Design” panel. [4]

The e-Pub formatted files won’t be free of charge (€ 1,59), but they won’t be burdenend by any Digital Rights Management foo “to run on all e-reader platforms.” [5]

[1] Official book wire GmbH web site
[2] Official PERRY RHODAN web site
[3] Special WeltCon2001 themed web site by PERRY RHODAN
[4] PHUTURAMA > EVENTS
[5] buchmarkt.de reports “PERRY RHODAN zum Jubiläum kostenlos zum Download”

Still in Control – or Under Control?

Film still from Volker Sattel’s Under Control, courtesy credo film

Three years ago – before the ongoing Fukushima meltdown crisis following March’s Japanese earthquake and the subsequent apocalyptic tsunami –, Volker Sattel began work on Unter Kontrolle (Under Control) unaware of its burning topicality in Germany’s particularly controversial debate about nuclear power. The documentary premiered in the Forum at the 2011 Berlinale and focuses on the ›here and now‹ of the almost publicly suppressed artefacts of a »hi-tech« era which was so characteristic for the booming post-war decades in the developed countries of the Western hemisphere. It gives a unique insight into the strange world of the nuclear industry which will now be off-limits to the public eye for many years – because of Fukushima.

Clearly timed to coincide with the 25th anniversary of the 1986 Chernobyl disaster – still by far the worst nuclear power plant accident in history –, Volker Sattel’s »archaeology of the atomic age« skillfully captures the daily working routines in these cathedrals populated by a predominantly male order in never-before-seen pictures which meticulously subvert the original statements of this nuclear high priest caste. They seem to have fallen out of time as their monstrous mega-complexes are caught in a 1970s time loop.

The archaeological approach is evident when Sattel enters the pharaonic reactor core of Austria’s Zwentendorf nuclear power plant which never came online because of a referendum. Today, the partly dismantled facility serves as a training centre for engineers and staff of Germany’s nuclear power plant providers. Completely absurd and undermining the bright prospects for a future plutonium age are those scenes in the abandoned fast breeder reactor in Kalkar which has been turned into the »Kern-Wasser Wunderland« fairground attraction with its spectacular, but outlandish carousel inside the gigantic ventilation stack chimney.

This unforgettable imagery and the almost congenial atmospheric soundtrack of this strange world also show that Sattel has a clear eye for the pop-cultural iconography of science-fiction movie heritage – whether it is the deserted Kubrick-style mock-up control centres of the simulation centre in Essen, the post-doomsday images of demolished Chernobyl-type power plants in Eastern Germany, or – with a subtle sense of humour – the establishing dolly shot of a single nuclear fuel rod exhibit citing the famous opening in George Lucas’ Star Wars Episode IV: A New Hope (1977) when the literally never-ending Imperial Star Destroyer of Darth Vader come onto the scene.

However, the enigmatic nuclear radiation isn’t an invisible »Phantom Menace«: abstract traces of radiation are shot in an alcohol-saturated »fog chamber«, the beauty of the supernatural blue Cherenkov radiation and, finally, the flickering radiation striking the spectator. The end titles are underlain with film footage exposed in the radioactive core of a research facility. A unique, but eerie moment in film history when the film stock is seemingly converting itself into an intimidating source of hazard. Are we still in control – or under control?

This review has been published in the recent print issue #100 of KINO – German Film & International Reports.

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