“Charaktermasken” – Batman vs. Bane in The Dark Knight Rises
Die erste Teaser-Welle [1] zu The Dark Knight Rises rollt, mit der im näcshten Jahr Chris Nolan’s Batman–Trilogie zu einem Abschluss gebracht werden könnte. Kommerziell und visuell habe die beiden bisherigen Filme Batman Begins und The Dark Knight überzeugt (letzterer mit dem Hype um den kurz vor Filmstart verstorbenen Heath Ledger über Gebühr angeheizt), aber mich haben die Filme konzeptionell nicht so glücklich gemacht.
Warum? Erstens das Batman-Universum rund um die Metropole Gotham City [2] kann mich nicht recht überzeugen. Vieles mutet realistisch-modern an, anderes verbleibt in einer seltsamen Zeitkapsel zwischen Chicago 1930 und DC-Manierismen wie dem Arkham Asylum. Der Horror heutiger lateinamerikanischer Megastädte ist viel schrecklicher als es sich das artifizielle Superhelden-Hollywood zu erträumen wagt. (Lest mal meine Kurz-Reviews über Miss Bala by Gerardo Naranjo und Dias de Gracia by Everardo Gout dazu.) [3]
Um so interessanter, dass Batmans Gegenspieler in The Dark Knight Rises (2012) Bane [4] sein wird, eine Figur mit Catcher-Maske, wie sie in den Barrios als reale Superhelden und Anwälte der Armen und Entrechteten auftreten. Vielleicht kommt da über getwistete Wege noch ein wenig Gesellschaftskritik ins Fledermauskostüm.
Zweitens kranken die meisten Superhelden-Verfilmungen immer noch am “Yes, we can!”-Syndrom, das es schon für einen Erfolg hält, die Comic-Charaktere und ihr Setting einigermaßen stimmig zu adaptieren. Für die Fans ist dabei wichtig, wie kommt das Kostüm rüber, wie schaut der Superschurke aus. Chris Nolan hat in diesem Bereich sicherlich einige Batman-Assets kongenial interpretiert, aber trotzdem keine eigenständige filmische Relevanz erlangt.
Gerade in The Dark Knight ist der Joker so übernatürlich perfekt in seinen Plots, dass es letztlich genauso Fantasy ist wie Tim Burton’s Rummelplatz-Verfilmungen Batman (1989) und Batman Returns (1992). Letzerer mit dem Star-Villains Michelle Pfeiffer als Catwoman und Danny de Vito als Pinguin ist immer noch mein Favorit.
Ich hätte Nolan den harten Schnitt in den ‘Realismus’ empfohlen: “Keep it to Wayne Enterprises!” Das heißt wie beim wirklich genialen Batmobil und der aller Gothic Novel-Klischees beraubten Batcave im zweiten Teil hätten alle spitzen Ohren und Fledermausflügel gestutzt und nur als situativ gegebene ‘pseudoreale’ Gadgets ausgegeben werden sollen. Das Cape als ausfaltbares Notflug-Device und die Öhrchen für Echolot-Ortungen bei Nacht und Nebel.
Und ansonsten hätte die Filmreihe noch stärker an bestehende Real-Thriller herangeführt – mit der Tarnidentität des omnipräsenten Jet-Set-Milliardärs sicherlich kein dramaturgisches Problem. Wie man ein postmodernes Superhelden-Märchen samt dessen inhärenter selbst-referenzieller Dekonstruktion erzählt, davon zeugt Tarantinos Kill Bill.
Überhaupt brauchen alle bisherigen Superhelden-Verfilmungen, um zu funktionieren, ein dramaturgischen “Genre-Wirtskörper”, der dem Superhelden-Klamauk die Leitplanken setzt. Wenn dieses Wirts-Genre clever gewählt, klappt es dann ganz leidlich mit den Verfilmungen: Spider-Man ist Coming-of-Age, X-Men sind Hanni und Nanni im Mutanten-Internat, Captain America [5] wird wohl ein Kriegsfilm als Trägergenre nutzen.
Und so sind es die “nicht-kanonischen” Superhelden-Filme, die ohne Ballast auf der breiten Brust überzeugend aufspielen können – sei es hard-boiled wie Kill Bill oder Travestien wie Hancock oder Kick-Ass. Ich warte aber weiter auf einen Comic-Superhelden-Verfilmung, die sich als Film wirklich emanzipiert. The Dark Knight Rises wird es wohl nicht sein.
[1] Giga.de über The Dark Knight Rises samt einem eingebetteten Teaser
[2] WP: Wissenswertes über Gotham City
[3] KINO – German Film: Cannes 64: Regarding Un Certain Regard
[4] WP: Bane, der fiktionale DC-Charakter
[5] PHUTURAMA: Captain America – Der Erste Rächer ist ein Mann von Gestern
Das Batman-Motiv von Mœbius habe ich dem sehr empfehlenswerten Blog “quenched conciousness” aka theairtightgarage.tumblr.com entnommen, dessen Mission folgende ist: “Exploring the work of Jean Giraud, aka Gir, aka Moebius.” Hier direkt auf die Archiv-Gallerie gelinkt.
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