The Amazing Spider-Man? Seriously?

Ist der The Amazing Spider-Man düsterer, erwachsener und realistischer als in den Raimi-Filmen? Moebius scheint desillusioniert. Quelle: das großartige quenched consiousness

Columbia Pictures und Marvel Studios werden einen vierten Spider-Man-Film [1] im nächsten Jahr herausbringen, der den freundlichen Netzschwinger mit neuer Besetzung und neuem Regisseur rebootet. War das nötig? Erste Eindrücke vermittelt ein Teaser (siehe unten), der schon einiges zu enthüllen weiß:

1. Die Tonalität ist ernster, zeitgemäßer und auf das aktuelle Teenager-Publikum zugeschnitten. Sam Raimis Trilogie war trotz zeitgenössischer Optik dramaturgisch und konzeptionell eine liebevoll retrospektive Nach- und Aufbereitung der wichtigsten Spider-Man-Assets des Marvel Silver Age. Stereotype Figuren wie Tante May, Daily Bugle-Chef Jameson oder der Sandman sind in ihrer ganzen Chargenhaftigkeit der ursprünglichen 1960er Jahre Comicvorbildern treu geblieben. Vielleicht hätte James Raimi schon vor zehn Jahren die ganze Trilogie als Retrodrama in die 1960er zurückverlegen sollen, wie es dies mit X-Men: First Class [2] so gut gelungen ist.

2. Peter Parkers verschwundene Eltern werden als traumatische Handlungstreiber in die Persönlichkeit des bis dato mostly harmless Peter Parker eingespeist. Da ich nicht so firm bin in knapp fünf Jahrzehnten Spider-Man-Geschichte, ist das ein authentischer Plot aus dem Marvel Universe?

3. Es gibt ein neues Kostüm. Hm. Ich glaube, das Spiderkostüm war das geringste Problem der bisherigen Trilogie. Es könnte für die Neuverfilmung eins werden. Es leuchtet doch sehr blau und bunt. Beziehungstechnisch wird diesmal Gwendolyn Stacy as blonde Highschool-Prinzessin in den Vordergrund gestellt. Sam Raimi war je eher der Mary-Jane-Fan.

4. Es gibt PoV-Actionszenen. Cinematisierung der Computerspiele? Zumindest die im Trailer jetzt sichtbaren Action-Sequenzen sehen aus wie ein ambitionierteres Machinima aus einer ordentlichen 3D-Engine. Ich glaube (hoffe) deshalb eher, dass es sich hierbei um WiP-Animatics handelt, die einfach jetzt schon mal in den Trailer gedumpt wurden. Übrigens eine schöne Referenz ist schon im Teaser an Cronenbergs Die Fliege (1986) versteckt, wenn Parker sich da einen Faden aus Nackendrüse zupft. Soviel mal zur “Eerieness”!

5. The Amazing Spider-Man ist 3D. Warum? Das weiß der Geier! Jedenfalls würde ich bei 3D-Luftkämpfen diesen durch Raimi noch nicht verbrannten Erzschurken zum Einsatz bringen.

Da Raimi seine Trilogie mit großem Anstand über die Runden gebracht hat, wird es für Marc Webb kein Homerun wie für Chris Nolans großen Batman Begins-Reboot. Da müssten sie noch etwas in der Hinterhand (“… secrets that are kept from us.”) haben, was ich in diesem Trailer nicht sehen kann. Noch klingelt mein Spinnensinn also nicht so recht.

UPDATE: Es gibt die Vermutung, dass Sony Pictures diesen frühen Reboot des Spidey-Universums unternimmt, um die Filmrechte nicht zu verlieren. Ich finde tatsächlich, dass die ganze Neuauflage einige Jahre zu früh kommt.

[1] Wikipedia: The Amzing Spider-Man (2012)
[2] PHUTURAMA: Mein Beitrag hier  zu X-Men – First Class

Das Spider-Man-Motiv von Mœbius habt ihr “quenched conciousness” aka theairtightgarage.tumblr.com zu verdanken. Hier direkt auf die Archiv-Gallerie gelinkt.

2 Responses to “The Amazing Spider-Man? Seriously?”

  1. antonio Says:

    die POV Szenen sehen zu sehr nach Mirror’s Edge aus um kein Spoof zu sein.

  2. Gregor Sedlag Says:

    @ antonio:

    Du hast vollkommen recht und war auch schon seit Tagen bekannt. Ich hatte es nur nicht richtig verstanden, da mir Mirror’s Edge erstmal kein Begriff war.

    Hier der Videobeweis auf YouTube. Am Peinlichsten ist dabei, dass das Game Capture wesentlich besser aussieht als die Spider-Man-Szenen.

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