»Gregor Sedlag knackt die RA« – Ein Werkstattbericht

Die RZ der »Sextadimkapsel RA« als Pure Art

Die Schlagzeile in den aktuellen News auf der PERRY RHODAN-Website [1] ist da vielleicht etwas zu optimistisch – zumindest was den Heftabdruck meiner jüngsten Risszeichnung für die Erstauflage anbelangt. Das Erzeugnis der Sextadimtechnik aus dem Arsenal der fragmentierten Superintelligenz ES wahrt dort nämlich seine letzten Geheimnisse unter dem Schleier einer allgemeinen, leicht angefressen wirkenden Aufrasterung. Wie konnte das passieren?

Die ›Tuschezeichnung‹ dieser auf DIN A2 angelegten Arbeit erfolgte komplett virtuell per Apple Pencil, iPad und dem Bildbearbeitungsprogramm Affinity Photo in einer Auflösung von 10.488 x 14.362 Pixel. Die genutzten Werkzeugspitzen hatte ich schon auf die spätere S/W-Strichdatei für den Heftabdruck hin ausgewählt. Anders als bei analogen Tuschezeichnungen – selbst mit feinsten Strichstärken – ist die digitale Zeichnung schon clean und muss nicht nach dem Einscannen noch bearbeitet, gesäubert oder retuschiert werden. Für die Bitmap-Umsetzung in tatsächlich nur schwarze oder weiße Pixel – die digitale Strichzeichnung – in einer TIFF-Datei musste ich in die Altbestände meines Rechnerparks tauchen, um eine bestimmte Bildbearbeitungssoftware zu nutzen, die hier etwas kann, was das wesentlich günstigere und im allgemeinen sehr praktikable Affinity Photo gegen die Logik dessen Menu-Optionen dort dann offenkundig doch nicht recht beherrscht.

Ich hatte die Bitmap-TIFF-Datei mit den Altbestandsgerät, einem MacBook Pro von 2009 (!) erstellt – aber in der Form der hier oben abgebildeten Pure Art, d. h. ohne Nummernkreise, den Titelschriftzug und meine Signatur mit dem angry Kugelraumer-Maskottchen. Jetzt war ich nicht kühn genug, die Bitmap-Pure Art-Datei in das von mir ebenfalls erfolgreich genutzte Vektorillustrationsprogramm Affinity Designer zu importieren und unter die schon vorhandenen Dateiebenen mit eben den Nummernkreisen, Titelschriftzug und Signatur zu legen. Alles zusammen hätte dann in ein PDF in Druckqualität exportiert werden können, mit dem sämtliche Beteiligten im weiteren PrePress-Prozess arbeiten können. Wie gut das funktioniert, lässt sich anhand meiner RZ »Raumschlitten der Haluter« in PERRY RHODAN Band 3155 [2] sehr schön nachvollziehen: Als Test und ›Schadensbegrenzung‹, da zu dieser Zeit im Verlag wohl Home-Office-bedingt die korrekte Wiedergabe von komplett vektorisierten RZs von Jürgen Rudig und mir nicht so recht klappen wollte, hatte ich die eigentliche RZ als eine Graustufen-Datei damals in das Vektorumfeld aus Nummernkreisen, Titelschriftzug und Signatur eingebunden. Mit Lupe oder Fadenzähler ist der Unterschied gut auszumachen – zwischen den Teilen der Grafik, die aufgerastert werden und denen, die gestochen scharf als Strich bzw. Satz reproduziert werden sollten:

Scharfe (2) auf gerasterten RZ-Details

Bei einer Risszeichnung in Strichqualität – also bloßem Schwarz und Weiß – gibt es eigentlich keinen Grund für diese Unterscheidung. Was eine Bitmap-TIFF-Datei macht, läßt sich anhand der Rasterpunkte gut erklären. Denn diese setzen sich im Belichtungsprozess – ein Laser schießt die wasserabweisende Fettschicht von der Metalldruckplatte, so dass sich im späteren Druck die Farbe dort festsetzen kann – aus noch viel höher aufgelösten Pixeln zusammen. Wäre das Papier unbegrenzt geduldig und nicht so pulp-mäßig offenporig und aufsaugend, könnte dieser eigentliche ›Maschinenlevel‹ der Belichtungsauflösung in Form von Treppenstufen sichtbar gemacht werden. Es sind ca. 2.400 Pixel pro Zoll, aus denen auch die feinsten Rasterpunkte zusammengesetzt sind, die dann wiederum eine Grafik – vernünftigermaßen eine in Graustufen wie z. B. eine Bleistiftzeichnung oder ein Foto abbilden. Wenn also die Rasterpunkte die ›Atome‹ wären, dann setzen diese sich aus den Laserbelichtungspixel, den ›Quarks‹, zusammen. Eine Bitmap-Bilddatei überspringt also das Level Rasterpunkte und adressiert direkt die ›Quarks‹-Ebene. Dasselbe Resultat erzielt die Vektorisierung der Zeichnung – unter Verlust bzw. Verfälschung kleinster Details im Prozess, was aber mit bl0ßem Auge in der Regel nicht mehr zu erkennen ist. Im Prinzip werden in der Vektorisierung alle Zeichnungselemente, Tuschestriche etc. zu ›Buchstabensalat‹ – in geometrischer Art als Bézier-Knotenpunkte beschrieben, in knapper Textform hinterlegt und absolut auflösungsunabhängig, so wie man die Punktgröße eines Buchstabens ja auch größer oder kleiner einstellen kann.

Ein Detail aus der RZ »Nashadaan« – die Aggregatelemente der eigentlichen Zeichnung sind so gestochen scharf wie der Nummernkreis

Die Vektorisierung der eingescannten Tuschezeichnung bzw. auch der virtuell auf dem iPad erstellten bedarf ebenfalls eines Rückgriffs auf schon lange auf meinen Altgeräten lungernder Anwendungsprogramme. Warum das nicht auf den aktuellen Versionen meiner Kolleg*innen im Grafikatelier funktioniert, bleibt mir ein Rätsel. Aber die Umwandlung in Vektorelemente via Autotracing ist ein wenig umständlicher als die Verwandlung in Bitmap-TIFFs – und die schon oben erwähnten leichten Verfälschungen treten nicht auf.

Was ist jetzt also schiefgelaufen bei der Bitmap-TIFF-Version der »Sextadimkpasel RA«, dass ich jetzt so einen langen Blogpost verfasse? Nun, ich musste das hochauflösende, weil ja auf die ›Quarks‹-Ebene zielende Datei noch ein wenig in den Abmessungen auf das Heftformat hin optimieren. Erst danach wollte ich die peripheren Elemente wie Nummernkreise, Titelschriftzug und Signatur passend darüber platzieren. Vielleicht hätte ich es umgekehrt machen sollen, und das fertige Bitmap-TIFF in das Designer-Layout eingebunden und exportiert. Umgekehrt erschien es mir leichter, denn anstelle eines PDFs aus heterogenen Quellen zusammengesetzt, wollte ich eine definierte Pixeldatei in hoher Auflösung und als Bitmap bereitstellen. Ausschließlich schwarze und weiße Pixel – egal ob RZ oder Text! Der Dateiaustausch innerhalb der Affinity-Suite funktioniert bestens, also öffnete ich das Bitmap-TIFF und platzierte die Vektorelemente über die schon gebitmappte Pure Art – aber schaut selbst, was passiert ist und quasi nur auf ›Quantenschaum-Ebene‹ der digitalen Bildbearbeitung zu erkennen ist:

Zur Erlangung des ›Quantenschaum-Levels‹ bitte zwei Mal klicken, um die Original-Screenshotauflösung zu betrachten!

Die korrekten Grafikelemente der RZ zeigen die in diesem hohen Zoomgrad die oben erwähnten im Druck auf Papier nicht mehr zu erkennenden Pixeltreppenmuster auf – ja, Bitmap ist eine Faxdatei nur mit viel, viel höherer Auflösung! Aber die importierten Vektorelemente wurden im Gegensatz dazu in Graustufen mit Antialiasing ausgerendert. Entweder schon das Öffnen des Bitmap-TIFFs in Affinity Photo oder spätestens der Import der Vektorelemente aus Affinity Designer haben meine schöne Datei kontaminiert. Vermutlich im weiteren PrePress-Prozess wurde diese Datei wie ein beliebiges Foto weiterbearbeitet und aufgerastert. Den ›harten‹ Zeichnungselementen hat diese eigentlich unnötige Aufrasterung nicht gut getan – sie sehen mit bloßem Auge im Druckbild z. B. im Vergleich zum »Raumschlitten der Haluter« etwas angefressen aus. Doppelt verschlechtert also.

Ist das jetzt so schlimm? Ich hatte diese Unstimmigkeit schon vor einigen Wochen bemerkt, wollte aber auf meinen vagen Verdacht hinaus nicht die Menschen in der PERRY RHODAN-Redaktion oder bei den Druckdienstleistern nerven. Wie der»Raumschlitten der Haluter« beweist, toleriert der handgezeichnete Charakter des Rudig-Stils, den ich so gerne adaptiert habe, eine gewisse Verfälschung durch die unnötige Aufrasterung. Darüberhinaus sollte die Risszeichnung eine krasse lichtdurchwirkte Atmosphäre haben, in der einige Feinheiten durch die Blendwirkung verschluckt werden – und vielleicht findet im erweiterten Multiversum die Technik einer Superintelligenz einfach nur Mittel und Wege ihre letzten feinen Geheimnisse verborgen zu halten.

[1] PERRY RHODAN News: »Eine Kapsel für Atlan – Gregor Sedlag knackt die RA«

[2] PERRY RHODAN Downloads: RZ »Raumschlitten der Haluter«

 

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